Donnerstag, 5. Februar 2015

Der Zorn Gottes...



Hochverehrte Leserin, hochverehrter Leser,
bisher kennen Sie den „guten alten Grunzer“ Eberhard nur voller augenzwinkernder Empathie und mit dem Schalk in den Nackenborsten, der zwar manchmal wohlwollend schwadroniert und kritisiert, aber sich aus der Sicht des warmen Stalles in der Wärme mitteleuropäischer Wohlstandskultur und ALDI- Glückseligkeit  mit großem Herz und spitzer Feder zu äußern weiß. Aber jetzt hat sein Aggregatzustand von besorgt über bestürzt zu zornig und wütend  gewechselt!
Als politisch interessierter und weitgereister Eber mit einem ganzen Rucksack an Erfahrungen, gesammelt akribisch auf der ganzen Ersten, Zweiten und Dritten Welt, in Krieg und in Frieden, fragt er sich nun, ob wir in unserer dickfälligen Wohlstandswatte, in die wie gepackt sind, wie in sich selbst ruhende XXL- Kinder an der Bushaltestelle mit ihren Chipstüten und eineinhalb-Liter Colaflaschen, überhaupt noch wahrnehmen, was WIRKLICH zur Zeit in der Welt vor sich geht!
Wir sind es ja gewohnt die Gräuel der Fernsehbilder der Nachrichtensender in unseren Ställen mit vollem After-Dinner-Bauch zu konsumieren, zappen von Völkermord zu Hungerkatastrohen, von Vulkanausbrüchen zu Börsendaten, doch wir verstehen davon wenig, sind seltsam unbeteiligter Betrachter  und wollen es auch gar nicht anders, auch und vor allem, weil es uns schlicht und einfach nicht persönlich betrifft. 
Wir haben einen historisch tiefen Ölpreis, gut fürs Portemonnaie, buchen den nächsten Sommerurlaub mit Frühbucherrabatt und stellen fest, dass bei den Lebensmitteldiscountern durch den Wettbewerb untereinander uns immer billigeres Fleisch aus Tier-KZs angeboten wird (würg…) 

Doch sehen wir eigentlich wirklich was unser globaler Mitbewerber, der Homo Sapiens Sapiens, angeblich der „Weise und Gescheite“, aber der Mensch, der des Menschen Wolf ist und immer war, sich selbst antut? Nein wir wollen das gar nicht, mag es doch in den betroffenen Ländern selbst geregelt werden, bitteschön ,aber schnell, damit nicht noch mehr Flüchtlinge den sozialen Frieden der angehenden Ruheständlernation zu stören in der Lage sind. Unappetitlich ist es ebolakranke Patienten in Buschlazaretten ansehen zu müssen und dann auch noch vermeintlich den Mantel mit denen teilen zu müssen, die Tod und Elend, Vertreibung, Vergewaltigung oder auch einfach nur existenzieller Armut versuchen entkommen zu können. Wohlgemerkt…unsere Ställe können nicht das Sozialamt der Welt werden, aber auch ebenfalls nicht das Sozialamt milliardenschwerer Zockerbanken, die es verstehen ihre Lobby und den Druck auf die politisch Handlenden so auszuweiten, dass der anonyme Steuerzahler – oft genug vorsätzlich im Dunklen gelassen durch die Politik – ihre Verluste zu tragen und ihre persönlichen Manager-Boni zu erhalten hat.

Aber es geht noch viel schlimmer:- In der Ukraine herrscht Krieg. Ein Diktator wie der russische Präsident setzt auf Gewalt um seine hegemonialen Ziele durchzusetzen und zerreißt ein Land straflos vor den Augen der Weltgemeinschaft. Was ist zu tun? Wieder einmal auf Zeit zu setzen oder mit Wirtschaftssanktionen zu drohen, über die es allein bei 28 EU Nationen mit zT russlandfreundlichen Regierungen niemals echten Konsens gibt. Lächerlich! Selbst der Bombenterror gegen deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg– dieser harte Vergleich sei hier durchaus erlaubt – hat kein einlenken der Mächtigen gebracht und hat die verzweifelten und betroffenen Menschen nur noch enger in den Todeskampf eines verbrecherischen Systems getrieben.
Nein, jetzt und sofort gilt es zu handeln, vielleicht auch mit Waffenlieferungen moderner Technologie, die der ukrainischen Armee Mittel der Ebenbürtigkeit gegenüber dem nicht versiegenden Strom russischer Unterstützung geben könnte. Manchmal muss man eben wählen zischen einer schlechten oder einer noch schlechteren Lösung. Nichts zu tun heißt Putin Tatsachen schaffen zu lassen die das ganze Sicherheitsgefüge Europas gefährden könnten. Ein Dreivierteljahrhundert Frieden in Mitteleuropa nach Ende des Zweiten Weltkriegs, von kleineren Unappetitlichkeiten wie dem Balkankrieg einmal abgesehen, haben uns den Blick dafür verstellt, dass Frieden und Freiheit bei weitem nicht selbstverständlich sind, hart erkämpft wurden und mit ungeheuren Leiden verbunden waren, die die Generation meiner Eltern noch höchst präsent im Kopf hat.
Aber es geht noch schlimmer:-  Öffentliche Exekutionen gibt es in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr. Subtil wird in den (westlichen!) Ländern, in denen die Todesstrafe leider noch zum Portfolio staatlicher Rache an Delinquenten gehört, über Giftspritzencocktails für vermeintlich humaneres Töten diskutiert, aber islamische Terrororganisationen überziehen die Welt mit unglaublicher Grausamkeit. Sie köpfen willkürlich gefangengenommene Journalisten und Angehörige von Hilfsorganisationen und verbrennen Piloten bei lebendigem Leib. Bilder, die wir im Hinterkopf mit dem Mittelalter in Europa verbinden, wo Hexenwahn und religiöse Intoleranz zum Alltag gehörten und jedes Kind mit dem Schreien von gequälten Menschen auf Folterbänken und Scheiterhaufen aufwuchs.
Doch es ist jetzt und hier und heute, dass es passiert. Vor unseren Augen, von Eiferern gefilmt, in Netzwerke gestellt und menschenverachtend umjubelt. Ich schäme mich einmal mehr für den Menschen, die angebliche Krönung der Schöpfung, der im Namen eben dieses Schöpfers, wie er auch bezeichnet werden mag von Gott bis Allah, vom Propheten bis zum Erlöser, das Blut seiner Brüder und Schwestern so grausam vergießt. Was tun also? Wohlfeile Diplomatie ist hier längst nicht mehr gefragt, weder gegen die ISIS im Nahen Osten noch gegen die Separatisten von Moskaus Gnaden in der Ukraine.  „Bestürzung“ und „Erschrecken“ artikuliert die politisch cleane Welt des Westens, „Mitgefühl“ und „Schockstarre“, doch was weiter frage ich? Lässt man gewähren oder greift man ein, muss man sich um mühsame Mandate bemühen oder soll man sich – wie so oft und so gerne  - weg ducken? Ich habe den Glauben an die Tatkraft und Wehrhaftigkeit unserer westlichen, demokratischen Welt voller Bequemlichkeit verloren, obwohl ich genauso ihre unschätzbaren Werte alternativlos anerkenne. Doch zu sehr hat man Angst selbst zum Ziel zu werden, verkriecht sich aus Angst vor dem Terror, der sich nicht scheut unglaubliche Verbrechen nicht nur in New York 2001 sondern auch sonst wo in der Welt, auch in Deutschland,  tödlich effizient und eiskalt geplant durchzuführen. Zu sehr haben wir Angst um Märkte und Moneten, um Konsequenzen einer klaren Positionierung gegen den Terror und gegen den Krieg,  wenn es eben sein muss auch mit Waffengewalt und internationaler Solidarität vorzugehen. Dafür bekommt sogar der Bundespräsident öffentlich Schelte wenn er es vorsichtig andeutet. 
Krieg und Terror im Namen der Religion ist immer gut vernetzt und noch besser finanziert, das war schon vor 1000 Jahren so als man im Rahmen der Kreuzzüge quasi ganz nebenbei plünderte und mordete und Mitbewerber in Kleinasien, der Levante und im Heiligen Land ausschaltete. Die Geldgeber heute in Kaftanen oder Nadelstreifen genießen in wohltemperierten Marmortempeln unter Wüstensonne oder im westlichen Nobel-Asyl was sie mit ihren Milliarden anrichten, während ihre schwarz verschleierten Frauen in der Schweiz oder London, Paris oder Berlin, New York oder sonst wo im verhassten Feindesland in teuren Boutiquen und bei Nobelkarossenherstellern shoppen. DAS schafft Umsatz und Wohlstand, erhält Arbeitsplätze und vermittelt uns allen das Gefühl, dass man sich doch eigentlich einig sei……trügerisch und zynisch zugleich…die Schlächter von ISIS und in der Ukraine wissen schon warum sie uns als schwach und unentschlossen, feige und dekadent bewerten.
Wohlgemerkt: Niemand braucht neue Kreuzzüge und jeder weiß, dass Gewalt nur wieder Gewallt gebiert, Hass nur neuen Hass schürt und Rache und Vergeltung in einer Spirale des Verderbens enden müssen. Aber tatenlos mit Kopf im Sand kann und darf keine Antwort sein. Manchmal muss man eben auch zu den Waffen greifen um Schlimmeres verhindern zu können. Für mich ist das eine Form von Notwehr, die jedermann und jeder Nation zusteht, auch um damit einem anderen, schutzlosen beizustehen. Denken Sie an meine Worte wenn demnächst wieder ein junger Pilot verbrannt, eine ungehorsame Tochter gesteinigt oder verwaiste Kinder vor den Ruinen ihres zerstörten Dorfes in der Ostukraine oder in Nigeria oder anderswo über unsere hochmodernen Flachbildschirme flimmern. Seien Sie herzlich eingeladen, sich selbst Ihre Meinung zu bilden
Ihr
EvP