Dienstag, 17. Juni 2025

Pulverdampf und unsere Gesellschaft

 



Hochverehrte Leserin, hochverehrter Leser,

bitte sehen Sie mir nach, dass einer wie ich, der von der links-grün-woken Szene in unserer Gesellschaft gerne als „alter weißer Eber“ abfällig titulierter Zeitgenosse gestempelt wird, mich auf die beiden obigen Anredeformen beschränke. 
Für meine Rasse (..huups, was für ein schlimmes Wort..) oder besser meine Artgenossen genügen diese beiden allenthalben. Bei anderen Teilen der menschlichen Gesellschaft, also unseres globalen Mitbewerbers Homo Sapiens, scheint es dabei nach oben keine Grenzen zu geben, obwohl ich – rein biologisch – auch bei diesen nicht mehr als die beiden genannten Formate wähne.
Natürlich fühle ich mich gerne auch als Eber einfach sauwohl und meine holde Sau, mit der ich Stroh und Flatscreen teile, sieht leidenschaftlich gerne unter der Ferkelwärmelampe werbepausendurchdüngte Sendungen mit einem gewissen Otto Glööögler oder einem Olivia Jones, bei denen wohl eine entsprechende Zuordnung nicht so einfach bipolar erfolgen kann…
Aber ich schweife ab. Wollte ich doch eigentlich einmal mehr mit Ihnen über unsere Mit-Teutonen Made in Germany schwadronieren.
„Tschörmen Angst“ ist ja mittlerweile ein international etablierter Begriff für typisch deutsches Fluchtverhalten vor fast allem geworden. Wir fliehen vor Gefahren, vor Verantwortungen, vor eindeutigen Positionierungen gegenüber Schurkenstaaten und Autokraten, vor jedweden Konsequenzen und Entscheidungen, die uns nur - bitteschön -  nicht auf die Füße fallen sollen. 
Vor allem aber fliehen wir gerne vor der Wahrheit. Zugegeben, sie ist häufig nicht einfach zu erkennen, wird von allen an der Macht beteiligten gerne manipuliert und ist in fast jedem Falle unbequem, wenn der Erkenntnis die Notwendigkeit des Handels folgen müsste. Wir erkennen sie häufig erst dann, wenn wir erst selbst so richtig tief in der Gülle sitzen und wobei uns auch unser bisher schier unerschöpfliches Gutmenschen-Scheckbuch, offen für alle Probleme dieser Welt, nicht mehr ´raushelfen kann. 
In letzter Konsequenz wäre das für mich, wenn zB Panzer über unsere Grenzen und durch unsere Häuser rollen, Drohnen und Raketen mit zynischer Wahllosigkeit uns töten werden und immer noch viele in unserer Gesellschaft wirklich nicht verstehen können, warum man das mit Protestnoten, Demos gegen Rechts oder Israel, Lichterketten, Mahnwachen und Regenbogenfähnchen nicht stoppen kann.
Ja, ja, …ich höre schon die medialen Spötter… alte weiße Eber rüsten bereits wieder auf, ….dabei will ich in der Gesellschaft, meiner Gesellschaft, nur das bitter notwendige Fünkchen Einsicht pflanzen, dass Frieden in Freiheit und Wohlstand alles andere als selbstverständlich ist, schon gar nicht in diesem Jahrhundert, in dem nationalstaatliche Autokratie und globale Rücksichtslosigkeit des Rechtes des Stärkeren, gepaart mit Neo-Imperialismus, wieder groß im Kommen ist. 
Man wird es schon verteidigen müssen, unser Land, um uns, unsere Lieben und Werte zu verteidigen und sich entschlossen gegen diejenigen zur Wehr zu setzen, für die Gewalt und Krieg, Zerstörung, Tod und Schlimmeres legitime Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen sind. 
Tja, spätestens dann wird auch mancher Bürokratiemoloch (einer dann kaum überlebensfähigen EU), konfrontiert mit eiskalten und fernab jedweder Demokratie handelnder Gegenspieler, nicht überleben. Kein Schengen, kein Dublin und keine Bananenverordnung und vielleicht auch nicht einmal diejenigen, diese Dinge jeden Tag so umsichtig und wohlbestallt in Brüssel als Monstranzen vor sich hertragen, werden das überstehen.
Ich persönlich glaube, das kann mit hoher Wahrscheinlichkeit passieren, muss es vielleicht nicht, aber jedenfalls ist es längst nicht mehr auszuschließen. 
Spätestens dann muss jedes Land im Bündnis, aber auch für sich selbst, eine adäquate Verteidigungsfähigkeit haben oder man geht unter. 
Zu hoffen, dass wegen uns hier in Europa die Vereinigten Schwarten von Amerika riskieren, einen Krieg in ihr eigenes Gloryland, in ihre Midwest-Farmen und Surfstrände zu holen, ist selbst den naivsten Ferkeln in unseren Ställen und Gemeinschaftsschulen nicht mehr vermittelbar.
Oh weia, jetzt habe ich mich ja wirklich als jenseits des Mainstreams geoutet! 
Aber ich tue es bewusst, ohne Selbstbetrug oder Wunschdenken und mit einem sicheren Gespür für Realitäten in einer Welt, auf der ich mittlerweile mehr als sechs Jahrzehnte aufmerksam und mit Verantwortungen betraut wandele und wirke.
Nein, ich glaubte nicht wie viele junge und reifere Altkommunisten hier in Tschörmenie behaupten, dass man mit Diplomatie einen zu allem entschlossenen, menschenverachteten Aggressor stoppen kann. Solche Tyrannen verstehen nur die Sprache der Stärke und die der Gewalt: - greifst Du uns an, dann pulverisieren wir auch Dein Land völlig automatisch und in Sekundenschnelle, also überleg´ Dir das gut! – Diese Doktrin der Stärke, so zynisch sie auch sein mag, hat jedenfalls uns in der Nachkriegszeit geborenen Babyboomern mittlerweile fast mehr als ein langes Menschenleben Frieden, Freiheit und Sicherheit beschert.
Der Krieg ist entsetzliches Leid, aber ihn einfach mit dem Kopf im Sand zu ignorieren, wird nicht genügen um zu überleben, sollten wir in den unheilvollen Suchscheinwerfer einer autoritären Großmacht geraten.
Er brachte oft fraglichen Fortschritt, der Krieg, aber zu welchem Preis! 
Während vor mehr als hundert Jahren unser Vorfahre Manfred von Schlachthofen, der rote Eber der Lüfte, noch in Klapperkisten über dem Niemandsland zwischen den Gräben kreiste, so kannte man keine 4 Jahrzehnte - und einen weiteren Weltkrieg mit 20 Millionen Opfern! -  später schon die Schrecken des nuklearen Overkills und damit die Möglichkeit, uns und unsere Zivilisation für Jahrhunderttausende oder gar für immer vom Antlitz dieser Welt zu tilgen.
Aber es gab auch immer kluge Mahner und umsichtige Menschen / Schweine aus unseren Reihen: - Pigbert Einstein, Albert Schweinzer, Mahatpig Ghandi, Navalny um nur ein paar wenige auszuzählen, die sich und ihre Stimme erhoben um gegen den Wahnsinn, der sich nicht durch Angst stoppen lässt, sondern nur mit Entschlossenheit zu begegnen ist, anzukämpfen. Dazu kamen und kommen die vielen Anonymen in allen Staaten, die sich mutig gegen Unterdrückung und Terror in ihrem Land stemmen, mit Angst aber dennoch mit Mut auf die Straße gehen und für mich eine Flamme der Hoffnung darstellen.
Ja, da schließt sich der Kreis: - Kämpfen wollen! – für das, was eine gerechte Sache ist, und das ist schon klar zu definieren für uns Demokratiezöglinge der Nachkriegszeit in Wohlstandseuropa. Wir werden es wissen, wenn wir es verloren haben sollten….
Auch mit dem Schwert muss man kämpfen, aber auch mit der Stimme oder der Feder, mit gutem Beispiel vorangehen und aufrecht bleiben, auch wenn man voller Angst ist und wenn das oft genug zu dem höchsten Opfer führte und führt, das Menschen und Schweine zu geben im Stande sind.
Das vermisse ich diesem Land der IPhones, der Traumschiffe der Adipositas und der Mallorca-Rentner!
Gebückt und ohne Haltung zu bleiben, sich Dinge schön zu reden, den Blick vor der Realität zu schließen und zu hoffen, dass das ja gerne die ganze Welt, aber - bitteschön – nicht einen selber treffen möge, auch das ist mittlerweile eine typische Tugend Made in Tschörmenie!
Es fehlt uns an Köpfen in Verantwortung, die das zu ändern befähigt oder gewillt sind, die es als ein Risiko erkennen und es offen auszusprechen wagen, ohne dem Tschörmen-Angst Impuls mit Flucht und Scheckbuch zu folgen oder einfach nur ihre Klientel bedienen wollen. 
Ich hoffe für uns alle, dass es zwingend in naher Zukunft die „Richtigen“ sein werden, die uns helfen, wieder die Realität um uns wahrzunehmen ohne uns zu verführen oder uns in Abgründe staatlichen Terrors und verheerender Konflikte zu stürzen. Es ist uns in unserer Geschichte niemals gut bekommen verführt zu werden.
Ich sitze hier wohligen Stall und trinke einen guten Chateau-Neuf-du-Pig und proste mit mir selbst - nicht ganz unbesorgt, aber voller Hoffnung - auf das Wohl unserer Kinder und Ferkel. 
Mögen Sie die gleichen Chancen und die Gnade der Geburt in einem Land voll Frieden, Freiheit, Wohlstand und Sicherheit auch weiterhin genießen dürfen, wie es unserer Generation ohne unser Zutun geschenkt wurde.


Ihr / Euer
Eberhard von Porcus


Freitag, 15. Dezember 2023

Ohne Moos nichts los…

Diese vermeintliche Weisheit, sehr geehrte Leserinnen, Leser und Lesediverse, ist nicht nur ein Wahlspruch meiner lieben Nachbarn, der Eichhörnchen, beim alljährlichen Winterfestmachens ihres Einfamilienkobels, sondern geht wahrscheinlich bis dahin zurück, als die sogenannte Zivilisation das Miteinander zu regeln begann. Also konkret eben nicht mehr dem anderen den Faustkeil auf den Rüssel kloppen, wenn man zum Beispiel seine Frau oder Sau zwecks Erweiterung des eigenen Genpools aus den Höhlen rauben wollte, sondern – ähnlich wie heute – begann dafür bezahlen zu müssen. 

Heute, in unserer „zivilisierten“ Welt, legt die holde Weiblichkeit selbst den / ihren Preis dafür fest. Mit gegerbten Bärenfellen und handgefertigten Feuersteinspeerspitzen kommen Sie da oft nicht weit. Sie müssten noch ein mindestens sechsstelliges Jahreseinkommen oder einen Nebenstall auf Mallorca ´drauflegen können oder über maskuline Qualitäten verfügen, die der Verlassene meist zugunsten einer Flatrate am nächtlichen Kühlschrank, einem versäumten Arzttermin im Schlaflabor gegen Schnarchrüssel oder einem Aufmerksamkeitsdefizit gegenüber den Fortpflanzungsorganen der Frau / Sau hat vermissen lassen.

Ja, Vieles wandelt sich und doch bleibt es auch im neuen Kleide gleich.
Auch die Herrschenden, waren sie ihrer Ansicht nach gottgleich von „oben“ eingesetzt oder wie heute mit einem Wahlkreuz legitimiert, waren immer chronisch klamm bei Kasse. Kriege waren teuer, Hass zu schüren und Propaganda kostete viel, aber auch der Hofstaat oder die Dienstwagen und Diäten waren für das „gemeine“ Volk stets mit viel Steueraufwand verbunden. Ablaßbriefe für den Klimaschutz und Dieselfahrverbote gab es zwar nicht, aber bereits im Mittelalter mussten die Angehörigen der Delinquenten selbst für den Kerkeraufenthalt, den Henker oder das Holz der Scheiterhaufen aufkommen. Das hat sich natürlich mit der Zeit gewandelt, heute zahlen wir nur noch Entwicklungshilfe für das Terrorregime der Taliban oder für putschende afrikanische Militärs oder vermeintliche Geistliche, die in unserem eigenen Land gegen den Rechtsstaat Hass predigen. 
Ja, das ist eben wahrer Fortschritt, der kann nicht profan auf den gesunden Menschen- oder Schweineverstand Rücksicht nehmen, der hat eigene, ideologische Ziele, denen wir Unwissende auf dem Weg zur Erleuchtung zu folgen haben.

Heute ist also mal wieder die monetäre Beschaffungs-Kreativität der Herrschenden gefragt. Peter der Große war mit seiner Bartsteuer im 17. Jahrhundert in Russland mit dem Ziel, damit eine große Kriegsflotte bauen zu lassen, schon sehr modern unterwegs, ähnlich der Ideen wie „Fleischverbotstage“ oder Flugreisenverbote, aber gerade vor einem Tag hat man dem Kinde einen neuen Namen gegeben, man nennt es CO2 Abgabe und Plastiksteuer. 

Da man sich nicht wirklich die Chancen einer Wiederwahl noch mehr kaputtmachen will als ohnehin bereits, kann man natürlich nicht die scheinbar nicht versiegende soziale Gießkanne und Hängematte für alle Welt zudrehen oder abbauen, man kann und will nicht die staatlichen Subventionen für Umweltschutzprojekte und Firmen, die daran schwer verdienen und meist von Verwandten der Politiker betrieben werden, im Sauren Regen stehen lassen und das Bisschen, was Gelbe Politik dabei zu melden hat, interessiert weder die Wählerinnen und Wähler noch die Koalitionäre….

Das Bequemste ist dabei natürlich Verbrauchssteuern zu erhöhen. Besonders die Plastiksteuer wird – ähnlich wie die Maut – von den betroffenen Unternehmen 1:1 an die Verbraucher weitergegeben werden und unsere Zaren, pardon Amtsträger, sind da fein ´raus und waschen sich die Hände in Unschuld.

Kommen Sie schon, die paar Cent mehr pro Liter an der Tanke und die paar Hundert Euros mehr für Strom und Energie und Lebensmittel im Jahr stemmen wir doch leicht auf unseren Besserverdiener-Schultern. Wir schaffen das.

Gut, unsere Politiker tanken ja nicht selbst ihre S- Klassen und 7-er Dienst-Boliden und kennen diese Nöte des „gemeinen Volkes“ nicht, aber man muss doch auch Verständnis für deren Wunsch auf Wiederwahl haben. Machterhalt trieb uns ja auch schon in Fellen auf Thingplätze und nicht nur im Maßanzug ins Kanzleramt…

Das Kalkül ist klar: Wir werden zwar meckern und murren, das ist bereits eingepreist, aber dennoch wird nicht ein einziges SUV weniger auf den Straßen und Autobahnen unterwegs sein, nicht ein einziger Liter Kraftstoff weniger pro Tag gezapft werden und nicht ein einziges Produkt in Plastikverpackung weniger im Regal stehen. Ist ja auch klar: - Würde jetzt ernsthaft umgedacht, würde die Politik die fehlenden Milliarden gar nicht generieren können, die sie so dringend braucht um ihre Klientel und ihre Ideologie zu bedienen.

Während ich Ihnen das schreibe, sitze ich in meinem gemütlichen Stall beim heimeligen Licht der Ferkelwärmelampe und lasse meinen Blick durch das Stallfenster auf meine eigene Schlammkuhle, deren solargespeisten Gülleablauf, die neue Futterrinne aus alternativen, recycelten Abfällen und unser PigUV mit mehr als 200 Schweinestärken gleiten. 
Ja, dafür hat man sein Leben lang gearbeitet in einer rechtsstaatlich geprägten Gesellschaft, in der sich Leistung bisher lohnte. 

Und ich frage mich zunehmend, wie diese Wohlstandserrungenschaften, auf die ja keiner ohne wirklich existenzielle Not verzichten möchte, auch einer alleinerziehenden jungen Mutter (sofern sie keinen Migrantenstatus hat) oder einem Geringqualifizierten mit Familie oder einem Straßenbahnfahrer oder einer Fleischereifachverkäuferin und, und, und in Zukunft möglich sein werden….  (Nein, ich gendere nicht, da ich zu den Ebern und Menschen gehöre, die über einen Bildungsabschluss verfügen).

Als ich neulich versuchte, für eine kleine Familienfeier ein gutes Restaurant für Mitte Januar des kommenden Jahres zu buchen oder naiv ohne Vorbuchung nach einer Ferienwohnung an der Ostsee in einem beliebten Badeort fragte, bekam ich die Antwort, dass man bereits auf lange Zeit im Voraus ausgebucht sei. Da ist telefonisch anfragte, kann’s auch nicht an Mundgeruch oder dem falschen After Shave gelegen haben.

Nein, offenbar geht es uns allen noch viel zu gut und deshalb werden unsere Amtsträger auch mit Plastiksteuer und anderen steuerlichen Kreativprodukten durchkommen. 

Ein Hoch auf das deutsche Phlegma und den bedingungslosen Gehorsam und die Leidensfähigkeit gegenüber Allem, was „von oben“ angeordnet wird. Das wurde schon von Napoleon vor mehr als 200 Jahren genüsslich festgestellt. Dennoch hat Blücher mit seinen preußischen Truppen bei Waterloo maßgeblich für dessen Untergang gesorgt. Das lässt mich ein bisschen hoffen, auf eben diese deutschen, gründlichen, obrigkeitstreuen Michel und Michelinen in ihren Häuslebauerhäusern und Ställen landauf und landab. Irgendwann wird er/ sie /es auch kapieren.
Bleiben Sie gesund und aufmerksam

Ihr

Eberhard von Porcus

Dienstag, 31. Oktober 2023

Es Belli. Quo vadis homo….

Sehr geehrte Leserschaft,


Es ist ein Klischee, dass viele Menschen - und auch wir, nos porcus -  nach getanem Tagwerk abends gerne unter der Ferkelwärmelampe im Stall sitzen und uns „gemütlich“ die Welt da draußen auf dem Flatscreen präsentieren lassen, vielleicht ein Gläschen Chateau-Neuf-du-Pig dabei trinken und wir unterhalten werden sollen, so wie das die Familienshows der Siebziger mit vermeintlichen Prachtebern wie Hans Rosenthal oder Wim Thoelke, Frankenfeld oder im Osten Riverboat, im Sinne hatten.

Nein, heute sind die meisten Nachrichten und Bilder der scheinbar ununterbrochen laufenden News Channel von Krieg, Terror, Hunger, Zerstörung, Katastrophen und Leid dominiert. Regelmäßig kommen noch Wahlschlappen hinzu und mehr als 2 Jahre dominierten die sogenannten Inzidenzen unsere Berieselung. Bad News are good News, wie die Medienmacher wissen.

Oft höre ich im Nachbar- und Freundeskreis, dass man /sau ja gar keine Lust mehr hätte auf solche Bilder aus aller Welt, gewürzt mit Sensationsjournalismus und dämlichen Vorabendsendungen, bei denen eingespielt und orchestriert gelacht wird, weil Hunde in Swimmingpools fallen oder Knirpse mit Dreirädern den Opa umfahren oder man die Frauen(Sauen-)Welt beim Einparken filmt… 

Aber vor allem der Krieg und damit verbundenes, unsägliches Leid ist praktisch immer und überall präsent, weltweit, weil er eben auch weltweit zu jeder Zeit stattfindet. Das war früher so, ist heute so und wird auch immer so bleiben. Dieses Wesen der menschlichen Natur, Kriege zu führen aus welchem Grund auch immer, wird uns wohl – gottlob! – für immer verborgen bleiben.

Naturgemäß bringt die Globalisierung und die moderne Medientechnologie die Bilder weltweiten Tötens, Zerstörens und Vertreibens quasi in Echtzeit in unsere Wohnzimmer und Ställe. Ich stelle fest, man stumpft fast ab, sobald neue Bilder von neuen Kriegsschauplätzen in der Primetime über den Bildschirm flimmern, die Konflikte so unterschiedlich in ihren Ursachen wie die Länder in denen sie stattfinden und die Menschen, die sie führen. Afrikanische Kindersoldaten, Fanatische IS- Kämpfer, russische Truppen oder amerikanische Drohnen, sie alle sind ein Schlag ins Gesicht des Humanismus, der doch im zwischenmenschlichen Miteinander zivilisierter Völker so selbstverständlich sein sollte wie das täglich Brot.

Doch war das jemals anders? Kaum, werden Sie sagen, nur früher wusste man eben nichts davon, was in der weiten Welt passiert. Nachrichten brauchten noch vor 100 Jahren Tage oder Wochen, um uns über die Zeitungen zu erreichen, manche Katastrophen oder Genozide gingen sogar vollkommen an uns vorbei, weil man gar nicht wusste, wo diese Länder liegen und welche Konflikte dort zu Kriegen und schreiender Ungerechtigkeit führten.

In meiner Kindheit wurde nur wenig auf den zunächst nur schwarz/weißen Fernseher in damals modischer Holzkommode hinter einer Schiebetür geschaut und mangels Fernbedienungen wurde auch nur selten ein einmal laufendes Programm gewechselt, es gab ja auch nur zwei, später drei Kanäle zur Auswahl.

Doch ich erinnere mich gut an die Bilder aus Vietnam, die in unser Wohnzimmer im Stall flimmerten und selbst – oder gerade – in schwarz/weiß mir schon als Ferkel-Knirps klarmachten, dass Krieg die Hölle auf Erden sein muss. Meine Eltern und meine Großmutter waren davon sehr betroffen, waren für sie die Erinnerungen an den 2. Weltkrieg noch beängstigend präsent.

Mein Urgroßeber Arno hatte das fast schon unvorstellbare Glück, den Ersten Weltkrieg zu überleben, obwohl er ihn vom ersten bis zum letzten Tag an vorderster (West-) Front als Infanterist durchlitten hat. Hochdekoriert vom Töten in den Schützengräben kehrte der kleine Bahnbeamte und Nebenerwerbsbauer in seine thüringische Heimat zurück und meine Großmutter wunderte sich damals schon als Ferkel mit blonden Zöpfen, warum er nie ein Wort über diese vier Jahre in der Hölle verlor. Nur in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, als mittlerweile älterer Mann, ging er „aufs Amt“ und warf seine Orden dort hin, denn der einzige Nachbar, der mit ihm zusammen als „Front- und Grabenschweine“ das Sterben in Flandern und vor Verdun überlebt hat, war der jüdische Friseur des Dorfes, den man gerade über Nacht auf Nimmerwiedersehen von der Gestapo abgeholt hatte. Arno wurde bei der Bahn degradiert und trotz gesundheitlicher Einschränkungen musste er fortan als einfacher Arbeiter der „Rotte“, die das Gleisbett schaufelten, sein Leben fristen. Wahrscheinlich hat er dabei sogar noch Glück gehabt, denn er überlebte den Nationalsozialismus und starb hochbetagt voller Schmerz und Trauer -  aber stets gefasst -  über drei Söhne und einen Schwiegersohn, die im Inferno des Zweiten Weltkriegs ihr Leben ließen.

Heute wechseln sich die Kriege quasi im Minutentakt auf dem Bildschirm ab; sie haben selten bekannte Gesichter. Oftmals bleiben uns die Schicksale der Betroffenen nicht gegenwärtig, werden sie schon von neuen Opfern neuer Krieg im Wohnzimmerstall abgelöst.

In der Tagesschau kommt Ukraine vor Gaza, im ZDF mag es ´mal umgekehrt sein, dazwischen Erdbeben in Afghanistan, Hunger in der Sahelzone und Säbelrasseln der Chinesen vor Taiwan. 

Tja, abschalten bringt nichts, obwohl man es manchmal möchte, denn es zeigt uns, wie unglaublich privilegiert wir leben dürfen, in Rechtsstaatlichkeit – wenn sie auch wehrhafter sein müsste! – in Wohlstand und einem Land, wo die Regale so übervoll sind wie die Bäuche und man „Probleme“ wie Genderwahnsinn und „woke“ oder „queer“ in Talkshows wälzt und den Menschen vorschreiben will, wie mobil sie sein sollen, wieviel Fleisch sie essen sollen oder dürfen, wenn gleichzeitig auf der Welt Millionen des Hungers sterben! Wir sind dabei, stets live und in Farbe!

Liebe Leserinnen und Leser, Sie sehen und lesen: - nicht immer ist mir danach, über die kleinen Lässlichkeiten des Alltags genüsslich, aber zwischenmenschlich- zwischenschweinisch wohlwollend, zu schwadronieren. 

Es gibt keine gerechten Kriege, auch nicht, wenn sie aus Vergeltung und schon gar nicht aus scheinbar höheren Motiven als „Glaubenskriege“ geführt werden. Zwar muss man sich verteidigen können – das gilt für mich sowohl also Individuum als auch als Staat! – aber Gewalt führt immer zu mehr Gewalt, zu mehr Hass und zu unsäglichem Leid der unschuldigen Opfer.

Mir ist es mittlerweile egal, ob wir Sonden auf den Mars schicken, ob der Dow-Jones sinkt oder fällt und ob bei der Oscar-Verleihung schillernde Medienstars gefeiert werden. Ich wünsche mir Frieden für uns alle und hoffe, dass der Homo sapiens sapiens, die angebliche Krönung der Schöpfung nach Gottes Ebenbild, endlich seine kaum Zehntausend Jahre Zivilisation als ein wunderbares Geschenk erkennt und nicht weiterhin sich selbst der größte Feind ist.

Okay, dass es zukünftig mehr Vegetarier geben sollte, wäre ein ganz persönlicher Wunsch, schließlich werden in Deutschland pro Jahr weit mehr Schweine geschlachtet, als wir Hominide Einwohner haben.

„Give peace a chance“, wie John Lennon zeitlos komponierte und sang, bevor er vor rund einem halben Jahrhundert das Opfer eines geistig verwirrten Mörders wurde.

Bleiben Sie gesund und aufmerksam

Ihr

EvP


Mittwoch, 4. Oktober 2023

Mobile, Mobiles, Mobile felicitas!

Sehr geehrte Leserinnen, Leser und Lese-diversitäten

Haben Sie einmal darüber nachgedacht, welchen Stellenwert individuelle Mobilität in unserem Leben und in modernen Gesellschaften allgemein hat? – Mir geht es jedenfalls zunehmend so, wenn ich als überzeugter ÖPNV-Nutzer morgens die Hufe in Richtung Bushaltestelle oder Bahndamm bewege und abends zurück. 

Dann laufe ich an den oft noch dunklen, schmucken, alarm- und bewegungsmeldergesicherten Einfamilienställen unseres Wohnviertels vorbei, in dem nach Sprachgebrauch einer gelb-liberalen Partei mit Sinkflugtendenzen die „Besserverdiener“ sich gefunden haben, paaren und früher oder später junge, erwachsene Ferkel unter dem Stalldach mit Solarpaneelen wohnen haben.

Wie um es den Häuslebauern darin gleichzutun, vermehren sich dann auch die Autos, die zu diesen Domizilen gehören, in gleicher Weise: - es werden immer mehr. 

So stehen dann neben dunklen elterlichen SUVs und geräumigen Kombis der Hundertausendeuroklasse oftmals kleinere, ältere, buntere Vehikel, die offenbar von denen gefahren werden, die es noch nicht zum Lebensstandard der Eltern geschafft haben, aber dennoch auf elterliche Kosten die unverzichtbare individuelle Mobilität durch ein eigenes Gefährt zum Ausdruck bringen. Vergessen ist bis dahin längst, wenn es um Studienplätze und spätere Lebenschancen geht, dass man bis zum Abi schon mal bei Fridays for Future mitgelascht ist.

Aber auch die Mutti hat jetzt oftmals zusätzlich ein „schlechtes-Umweltgewissen-E-Auto“ zum hegemonialen Einkauf regionaler Produkte in den automatisch schließenden Doppelgaragen oder Carports mit Kaminholz zu stehen. Je nach Konto ist das durchaus auch ein bulliger E-SUV oder eben ein kleiner elektrischer Hüpfer in Signalfarben, der ideal zum Pendeln zwischen Wochenmarkt, Psychotherapeut*in, Nachhilfelehrer oder dem Reitpferdestall zusammen mit der blondmähnigen Teenagertochter taugt.

Fast verschämt schreite ich die um diese Zeit vollkommen ruhigen Querstraßen im Wohnviertel ab, bevor ich auf die Hauptstraße mit Bushaltestelle komme, auf der selbst zu nachtschlafender Zeit schon endlose Kolonnen von Pendlern aus dem ländlichen Umfeld den Weg in die Stadt mit dem eigenen Auto auf unnatürlich breiten Reifen und Doppelauspuff antreten, um die Rush-Hour auszutricksen oder sie damit eigentlich nur noch früher in den geschäftigen Werktagmorgen des Umlandes zu verlegen.

Ja, manchmal denke ich bei beißendem Wind und horizontalem Regenguss oder Schneegestöber schon, wie verlockend es doch wäre, auch in unserer Doppelgarage im Stall einfach nur einzusteigen, das fernbediente Rolltor zur grausamen, kalten und dunklen Welt davor zu öffnen und dann sich mit dem standheizungsvorgewärmten Boliden in die Blechkolonnen einzureihen, um dann an Baustellen und Umleitungen zu stehen, vor Einfahrtstrassen-Ampeln zu stauen oder den Frühaufsteher-Blitzern vor Schulen und Kitas in den 30er-Zonen schon um sechs Uhr morgens in die Blitzerfallen zu gehen, bzw. zu fahren.

Doch dann sage ich mir immer wieder, dass ein Haushalt nicht unbedingt zwei Autos braucht, wenn man nicht zufällig in den Outbacks von Australien oder im östlichen Brandenburg in der teutonischen Steppe leben, sondern im urbanen Umfeld einer deutschen Großstadt.

Aber zurück zur Mobilität. Eben dieser - besonders der individuellen - soll es ja schon in wenigen Jahren massiv an den Kragen gehen, jedenfalls der mit Verbrennermotor und das gleich EU-weit, wenn es diese Institution dann noch geben sollte. 

Ob unsere Diesel mittlerweile hocheffiziente und verbrauchsarme Motoren sind, spielt dabei kaum eine Rolle, wenn es um die dogmatische Betrachtung zukünftiger Mobilität geht und die mächtige heimische Autoindustrie nun ´mal das Ruder des Tankers Kfz-Produktion herumgerissen hat und jetzt staatlich unterstützt zur Kasse für elektrische Automobile bittet. 

Die Grünschweine werden ja nicht müde, uns aus der Bequemlichkeit liebgewonnener Schlammkuhlen herausziehen zu wollen und verordnen ein mobiles Denken und Handeln, dem ich schon seit dem Sauren Regen und dem prophezeiten Waldsterben meiner Jugend zunehmend nicht gewillt bin zu folgen.

Ja, so ein Lastenfahrrad mit echten Muskelantrieb hätte schon ´was. Wenn ich mir die Schmidts von nebenan zusammen darauf vorstelle: - er strampelt, sie sitzt im Einkaufswagen vorne mit dem Kläfferyorki zwischen BioKartoffeln in Jutetüten, dann bekommt das Wort LASTENfahrrad eine ganz reale Dimension.

Wohlgemerkt, meine Holde und ich und das Ferkel lieben es, den Fahrtwind per pedes auf unseren Mountainbikes von vorne auf den Rüsseln zu spüren und damit auf Wegen und offroad gleichermaßen unterwegs zu sein, aber können Sie sich vorstellen, dass unser Kanzlereber bei einem Staatsbesuch in der Schweinz mit dem Lastenfahrrad vorgefahren und abgeladen wird? 

Ich fuhr neulich dienstlich zum internationalen Schlachtviehkongress über Schweinfurt und Rüsselsheim nach Ebersberg mit der Bahn. Ich hatte mir schon ordentlich Stullen eingepackt, damit ich die zu erwartende Verspätung von 2-3 Stunden bei verpassten Anschlusszügen oder Eisenbahnerstreiks auch überleben würde, aber mit einem kompletten technischen Zugausfall auf offener Strecke hatte ich natürlich nicht gerechnet, sonst hätte ich mir noch mein Zelt und die Karbidlampe in den Rimowakoffer gepackt. 

Es scheint, dass die Mobilität auf Schienen auch in Zukunft trotz hochsubventioniertem 49 Euro Ticket und einem superschlechten Ruf diesen mit Nachdruck täglich zu bestätigen sucht.

Aber geben wir doch der Mobilität eine mehr humanoide oder porcuelle Dimension:

Sind Sie jemals in der Nachsaison, wenn die Familien mit schulpflichtigen Ferkeln die Urlaubsdomizile verlassen haben und sich Richtung Heimatstall stauen, an Ostseegestaden und dortigen Strandpromenaden entlang gelustwandelt? 

Sie werden bis auf wenige Ausnahmen von Paaren ab Mitte 60 umgeben sein, die oftmals im jugendlichen Outfit maritim je nach Geldbeutel aus teuren SUVs steigen und die Speiselokale mit großen Fischportionen sowohl mittags als auch natürlich abends platzreserviert und fest in der Hand haben.

Sie haben zu 99% eines gemeinsam: - sie sind allesamt übergewichtig! Da nützt der hektische Schritt als „Stockenten“ mit Walkingsticks auf der Promenade nichts und auch nicht das sündhaft teure E-Bike – gleich im Partnerlook im Gegenwert eines Kleinwagens gekauft-, mit dem man die flachen Strecken zwischen den Kaiserbädern in Schweinsgalopp zurücklegen kann und sich dabei wohl so fühlen mag, als täte man ernsthaft etwas für seine Fitness oder gar Schlachtgewichtsreduktion.

Wohlgemerkt: - niemand, der der sogenannten Ferkelboomer-Generation zuzuordnen ist, damit in der Regel ein arbeitsreiches Berufsleben mit mehr als 6 Jahrzehnten auf dem Buckel und nun hinter sich hat, muss mit Sixpack in der Schwarte in post-klimakteriellem Jugendwahn sein biologisches Alter zu kaschieren versuchen.

Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass viele sog. Wohlstandskrankheiten - besonders im Alter eben -  das Leben schwerer machen. Dazu gehört neben Diabetes und Hypertonie eben auch die Adipositas. Alles Dinge, die man mit vernünftigem Lebenswandel ohne Tabak und möglichst wenig Alkohol, mit viel Bewegung und ausgewogener Ernährung begegnen kann. (Ich persönliche rechne immer noch einen Löffel Butter mehr an Stressresistenz hinzu…)

Natürlich trifft man sie auch vereinzelt dort: - das pensionierte Lehrerehepaar aus Sachsen oder NRW, grauer Zopf, trainiert und rank wie junger Bambus in perfektem Outdoor- Look, vielleicht mit Hippieerfahrungen der frühen Siebziger im Westen oder als Nudistenkinder im Osten, das schon frühmorgens in der Bäckerei Brot statt Brötchen kauft, welches wie frisch gestochener Torf riecht und vermutlich auch so schmeckt, aber sie sind die Ausnahme. 


Ja, Mobilität bekommt im Alter eine ganz andere Dimension der Wichtigkeit, weil dringende Notwendigkeit, damit der Rollator noch ein bisschen Schonzeit bekommt und viele Eber und Männer, die ab Anfang 40 ihre Genitalien beim Blick nach unten nicht mehr sehen können, dennoch Lebensqualität haben können und vielleicht auch Freude daran finden, den offenbar verschluckten Medizinball in der Leibesmitte ´mal wieder loszuwerden. Auch ihre holden Sauen und Frauen sollten sich nicht selbst einreden, dass die „48 plus“ die neue 36 in der Konfektionsgröße ab Fünfzig sei und ein Doppel- E Zitzenhalter beim Steuern des funkelnagelneuen Hybrid - Mercedes durchaus beim Lenken hinderlich sein kann.

Aber wollen wir nicht alle bei fortgeschrittenem Alter fit, gesund und auch ansehnlich bleiben? 

Gene spielen sicher eine gewisse Rolle. Dazu gehört aber vor allem Disziplin und Selbsterkenntnis. Tugenden, die leider viele von uns und unserem globalen Mitbewerber homo sapiens im Laufe des Lebens verlernt haben.

„La donna é mobile“ wie mein italienischer Vetter Serano di Prosciutto gerne singt, was ja nicht wirklich heißt, dass die Weiblichkeit beweglich, sondern eher launisch sei. 

Das klingt jedenfalls zeitlos und achslastunabhängig. 

Also, ich fasse zusammen: - wer nicht rastet, der rostet auch nicht, außer vielleicht, wenn er ein französischer Kleinwagen ist.

Sich bewegen bringt Segen, und spätestens wenn in Bus oder Bahn gleich zwei wohlerzogene Teenager mit Geigenkästen und 3 Dioptrien auf der Fielmann- Brille aufstehen und ihren Sitzplatz anbieten, wenn man einsteigt, weil man augenscheinlich diesen doppelten Platzbedarf alleine hat, dann sollte man etwas für sich und seine Umwelt tun, und auch für das Gesundheitssystem, denn egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit Sie zu einem Arzt gehen, so ist das Wartezimmer stets proppevoll und die wartende, anwesende Anzahl von Lebensjahren geht ins Tausendfache….

Nein, berufsjugendlich sein zu wollen mit einem Katzenfell auf dem Kopf, gefärbten Borsten, abgesaugter Schwarte oder Silkionzitzen ist keine Alternative, aber ein bisschen mehr mobil – oben und unten – hat noch niemanden geschadet.

Wir sehen uns beim Waldlauf, vielleicht in Rüsselsheim (wenn der Zug wieder streikt) oder in Ebersbach…..


Ihr EvP

Dienstag, 23. Mai 2023

Künstliche Intelligenz und andere digitale Herausforderungen

 


kennen Sie das auch, - verehrte Leserin, Leser und Divers – dass man sich doch ab und zu Gedanken macht über die Welt von Morgen, wenn man selbst schon längst Legende für Lagerfeuerabende vor dem Stall oder Erblasser für finanzknappe Verwandte sein wird und man vielleicht noch darauf hoffen kann, bei den dann erwachsenen Enkel-Ferkeln und Urenkeln in einem Fotoalbum auf dem Speicher auffindbar zu sein?

Naja, genau das, was meine Ferkel so liebten auf dem Speicher in alten Sachen und Fotoalben zu wühlen, wird es dann sicher nicht mehr geben. Vielleicht bin ich dann dafür eine Fotostrecke auf ihren Zehntausenden Fotos auf dem Handy oder mein Insta-Profil und die LinkedIn –

Kommentare gehen in die Ewigkeit des Netzes ein, das bekanntlich nichts vergisst oder löscht.

Ja, die „gute alte Zeit“ wird man dann kaum sagen und bestimmt manches gar nicht vermissen, weil man den einmaligen Duft des Dachbodens mit tanzendem Staub in den einfallenden Sonnenstrahlen der Dachluken in den kommenden Generationen gar nicht mehr kennen wird.

Ich erinnere mich an meine langjährige Militärzeit, bei der wir schon vor Jahrzehnten damit gerechnet hatten, dass dereinst die sog „intelligente“ Munition viel klüger sein wird als derjenige, der sie abfeuert. Kritisch gesehen war dieser Zustand bei vielen mir bekannten Uniformträgern aller Führungsebenen damals ja bereits erreicht…
Mein Sohn fragte mich im Alter von ungefähr Zehn, wann ich denn mein erstes Handy bekommen hätte, natürlich in der eigennützigen Erwartung, dass ich eine Zahl so um die Zehn Lebensjahre alt nennen würde. Aber weit gefehlt: Ich war bereits 36, als mein erstes Alcatel- Handy noch von einem Duo in Firmen-TShirts angeliefert wurde, die es mir damals auf der Gartenbank gleich auspackten und erklärten und sich erstmals eine kleine herausziehbare Funkantenne aus einem babyblau- knuddeligen Handy in meine Lebenswelt schlich….

Dies war Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, gefühlt jedoch mit Blick auf die zwischenzeitliche Entwicklung des „smarten“ Marktes muss es irgendwann zwischen Bauernkrieg und französischer Revolution gewesen sein...…

Allein das Wort „smart“ war damals für mich und meine Generation vollkommen anders konnotiert: „Smart“ waren die US- Filmschauspieler der 50er und 60er Jahre mit ihrem durch Pomade glänzendem, penibel gescheiteltem Haar, die in St.Tropez mit toupierten Blondinen aus schnittigen Autos stiegen, oder – in Verbindung mit Plural – eben „Smarties“, die bunten Schokolinsen, die - ich glaube so Ende der 60er Jahre -  Einzug in die Ställe und damit später in die Zahnarztpraxen hielten…
Später dann verband man „Smart“ mit einem kleinen lustigen Plastikauto aus baden-württembergischer Autoschmiede, das sich seltsam zeitlos bis heute über die Jahrzehnte der Boliden, SUVs und jetzt Elektromöhren hat retten können. Nicht zu vergessen die Smart- Armbanduhren, die es schnell schafften als Zeitmesser zu einem modischen It-Peace an weiblichen oder männlichen Handgelenken zu werden. Ich glaube man kann sie heute noch kaufen oder zumindest bei „Ebay-Pig“ zu einem deutlich höheren Preis als damals im Laden ersteigern.

Ich klinge für Sie bestimmt wie ein Nostalgie-Eber, eben aus einer Generation, die heute so gerne als „alte weiße Eber“ von Ferkeln bezeichnet wird, die selbst zwar noch niemals ihren Stall ausgemistet haben und sich dafür aber mit einem Gemisch aus Gülle und Kunstdünger vor die Traktoreinfahrt gleich neben unserem Stall auf dem Hof meinen kleben zu müssen.

„No Future“ und andere Parolen kennen wir doch schon aus den Sechzigern, als alle damit rechneten, (und auch durchaus berechtigte Indizien dafürsprachen), dass der Wahnsinn der atomaren Rüstungsspirale uns alle zu Elementarteilchen pulverisieren würde, wenn in irgendeinem Führungsstall der Weltmächte der rote Knopf vorsätzlich oder vielleicht sogar nur durch technisches Versagen betätigt worden wäre.

So hat eben jede Generation ihre eigenen Spielregeln, Rahmenbedingungen, Ängste aber auch Errungenschaften.

Die Digitalisierung unserer Welt in wirklich jedem Lebensbereich ist fraglos eine Entwicklung, die in ihrer Dimension – bei kontinuierlicher Weiterentwicklung! – kaum absehbare Folgen für unser Leben auf dem Planeten haben wird. Sicher wird dabei viel Gutes sein, allerdings eben auch Risiken.

Zwar habe ich den Eindruck, dass der jetzige Regierungsmainstream uns mit Riesenschritten rückwärts zu einem durch Ideologie und nicht durch wirtschaftliche Erfolge und Wachstum geprägtem Agrarstaat auf Lastenfahrrädern zurück entwickeln will, aber selbst das wird nicht aufhalten können, dass die Wissenschaft unserem globalen Mitbewerber dem Menschen in seiner Neugier ganz andere Dimensionen öffnen wird. 

Neulich unkte mein ungefähr gleichalter Optiker-Eber von nebenan, dass wir eine Generation „Smartphone“ heranziehen, die mit Mitte 20 schon stark kurzsichtig sein wird (wie in Asien bereits heute schon der Fall) und deren Blick nicht mehr in die Ferne schweifen wird, sondern sich auf 5 bis 7 Zoll Oberflächen reduzieren wird.
Naja, so wird er sicher kaum arbeitslos, zusammen mit dem Faktor, dass wir alle älter werden und dann die Sehhilfen im Alter brauchen, die er in bunter Vielfalt, ob Gestell oder Linsen, für unsere Rüssel oder Augäpfel in seinem Laden aufgereiht hat.

Aber die größte Herausforderung wird wahrscheinlich die weitere Entwicklung der sog. Künstlichen Intelligenz sein. Wird es unser großer, bärtiger Eber oben im Himmel zulassen, dass wir an seinem angeblichen Ebenbild manipulieren werden? Dinge erschaffen, die wir aufgrund des wesentlichen Unterschieds, nämlich, dass wir aus Fleisch und Blut sind, Fehler, Ecken und Kanten sowie Emotionen haben und die künstliche Intelligenz dies – hoffentlich! – nicht, und wir es nicht mehr kontrollieren können und selbst zum Sklaven werden? Der Zauberlehrling der kommenden Jahrhunderte…

Ich halte dieses Risiko für durchaus real und ab einem bestimmten Stadium auch für unumkehrbar.

Aber wahrscheinlich machen wir die Rechnung wieder ohne den Wirt. Mutter Natur hat schon immer gewusst, den Resetknopf zur rechten Zeit zu drücken, sonst würde ich ja heute vielleicht immer noch als T-Rex zu anderen Sauropoden schreiben und nicht von Eber zu Mensch.

Alles mag uns heute berechenbar, analysierbar - vor allem vorhersehbar! - und beherrschbar erscheinen. Ist es aber nicht. 
Die aus Corona-Zeiten in der Tiefkühltruhe im Keller des Stalls noch vorhandenen, eingefrorenen Toilettenpapier- und Nudelreserven zeigen uns immer wieder, wie fehlbar und verletzlich wir doch sind, wenn Dinge über uns hereinbrechen, die wir eben nicht beherrschen und vorhersehen können.

Ich vertraue deshalb der guten alten Mutter Natur, die bei allem, was der forschende und suchende Homo sapiens auch an Torheiten noch erfinden mag, immer das letzte Wort haben wird.

Und Gott sei Dank ist das Recht auf Akku und WLAN noch nicht in das Grundgesetz aufgenommen worden...
Ich wünsche Ihnen allen einen schönen, nicht-virtuellen, realen Frühlingstag.

Ihr EvP ☺ grunz


Donnerstag, 25. August 2022

Die Empore der Empörung

ja, ja, liebe Angesprochene, wenn man hier in diesem Minenfeld der korrekten, gendergeprüften Anredeformen nicht sattelfest ist, dann braucht man erst gar nicht versuchen, etwas zu Papier zu bringen, was andere vielleicht mit Lust und Liebe zu lesen bereit wären. Also, das fängt schon hier direkt vor meiner Schlammkuhle an: - Unsere Briefträger*in schien – von mir durch das Stallküchenfenster beobachtet - schon ihren menschlichen Rüssel bei der Zustellung eines Briefes zu rümpfen, den mein alter niederländischer Eberfreund aus Studententagen, Prof. Dr. Pig van Rüsselen aus Mast-Richt, mit schwungvoller Handschrift an uns schrieb und ihn mit „Herrn Eberhard von Porcus und Familie“ adressierte, was ja an sich schon offenbar eine verbal-semantische Kriegserklärung an die heiß umkämpften Errungenschaften feministischer Kampfhennen des Mainstreams der sorgenfreien Wohlstandsgesellschaft ist. Getoppt wurde es von dann noch von unserer Frau Nachbar*in, die ich in naiver Weise – da sie selbst zufällig gerade ihren Briefkasten leerte und nur Werbung darin fand -, auf das Kuvert mit der gestochenen Handschrift meines Freundes, Produkt eines Montpic- Füllfederhalters des obersten Preissegmentes in einer schreiberfahrenen Akademiker- Pfote, schwärmerisch aufmerksam machte. Wo, bitteschön, sei hier Frau von Porcus erwähnt, wenn sie doch auch Adressat*in sei? Und unsere Ferkel-Tochter? Warum werden sie – da beweiskräftig nicht explizit von meinem Freund mit auf das Kuvert gebannt – so bitterböse ignoriert und damit diffamiert, wie es nur eine Ausgeburt einer jahrhundertlangen Denke von „alten weißen Ebern“ geschuldet sein kann, die sich der neuen Sprachregelung offenbar in vollem Vorsatz entgegenzustellen gewillt sind usw. Meine Nackenborsten stellten sich auf und für einen Moment – aber nur für einen kurzen! – war ich sprachlos. Meine unbemannte menschliche Nachbarin lehrt ja auch an einer Uni und daher war ich bei der sonst eher unterkühlten, aber doch freundlich im Umgang geschätzten mittvierziger Katzenliebhaberin mit der leicht ergrauten Löwenmähne und den lindgrünen, gefilzten Gesundheitshausschuhen über den Hufen etwas überrascht von diesem fast schon emotionalen Ausbruch weiblicher postklimakterieller Inbrunst. Sie ließ mich stehen und entsorgte ihre Werbeprospekte des Reformhauses mit weiterhin eiferndem Kopfschütteln in die blaue Papierabfalltonne und rauschte mit ihrem bodenlangen, orangen Wochenendkleid zurück in ihren Biotop.

Schuldbewusst stand im nun zurückgelassen am Briefkasten, in meinen zitternden Pfoten den handgeschöpften „casus belli“ aus Mast-Richt, der offenbar mich und meine Generation klar zum Klassenfeind des Fortschritts einer neuen, besseren, gegenderten Welt stigmatisierte. Ich merkte, dass ich mich jetzt dringend zum selbstreflektorischen Nachdenken mit Potenzial zu postsozialistischer Selbstbezichtigung in meinen Stall unter die gemütliche Ferkelwärmelampe zurückziehen sollte, um einen kritischen Blick in mein offenbar reaktionäres, durch ein scheinbar gefährlich überkommenes Familien- und Frauenbild geprägtes Innerstes zu werfen, am besten bei einem heißen Kaffee aus Bio-Anbau in Pigzuela. Um mein offensichtliches und schonungslos nachbarschaftlich entblößtes Defizit der politisch verordneten Mainstreamthemen wie zB die gendergerechte Sprache aufzubürsten, ließ ich meine Pfoten über mein Mobilphon flitzen und gab mich dem hin, was die Sozialen Medien so im Augenblick bewegt. Die Themen waren vielfältig und natürlich leider überschattet Krieg und Elend, Hunger und Vertreibung und dem bevorstehenden Frostwinter, der uns in den Gas-Fallen fossiler Abhängigkeiten gefangen, zum Zittern verdammen wird. So jedenfalls twittern die Politpiger*innen und werden nicht müde, immer neue Einschränkungsszenarien schon ´mal an den Mann, die Frau, die Sau und den, der, die oder das Divers zu bringen. (Hier kann ja bestens die Erfahrung der Corona Hausarreste eingebracht werden…)

Die sinkende Fieberkurve der Thermostate an den Heizkörpern würden gar Volksaufstände nach sich ziehen und Corona würde zudem reiche Ernte halten, nicht nur bei wohlbestallten, geimpften, reifen Eber*innen und Ebern wie zB uns, sondern überall dort, wo man auf den unerhörten Gedanken käme, nicht zu glauben oder hinzunehmen, was regierungsnahe Expert*innen und ebenso polit-freundliche Medien oder gar höchste Gerichte mit besten Beziehungen ins Kanzleramt uns auf die Schwarte verordnen würden…..grunz… ☹ Aber da hat man die Rechnung ohne den deutschen Michel gemacht! – Natüüürlich steht er nicht auf um zu protestieren, aber er macht seiner ganzen Wut Luft mit Empörung im Netz, Schmähungen der Amtsträger*innen und um überhaupt mit „denen da oben“ ´mal richtig – verbal! – abzurechnen. Dabei hat er sie doch mit ziemlicher Eindeutigkeit gewählt? Oder irre ich mich? Wenn man, wie wir Nutztiere auf der anderen Seite der Fleischtheke seinen Platz finden muss, darf man natürlich nicht mitmachen, beim großen Wahlzirkus.

Obwohl: - wir haben uns schon gefreut, dass nun mehr Grüne Müsli Interessen kommen sollten, wir vielleicht endlich nicht mehr in unwürdigen Tiertransporten quer durch Europa gekarrt werden würden, bevor uns das Schicksal mit weißer Gummischürze und scharfen Klingen ereilen würde, für 3 Euro das Pfund…..aber – ´mal Hand aufs Herz – wir wissen doch alle, dass dies nur (Wahlkampf) Phrasen sind, die man schnell über Bord wirft, wenn man an den Fleisch - (oder Tofu - ..) und Geldtöpfen der Macht Platz nehmen darf…..ja, ja, da heißt es „von den Grünen lernen heißt sich anpassen lernen“.

Jedenfalls sind wir – so meine Wahrnehmung – eine Nation empörter Empörung geworden; egal was politisch sinnvoll oder abwegig erscheint, wir sind erst einmal dagegen, fühlen uns von Verschwörungstheorien umzingelt und viele wähnen, dass alle politisch Handelnden im Land nur Marionetten einer kleinen weltweiten Machtelite sind, die in ihren Elfenbeintürmen erstens: ihre Machtübernahme und zweitens: den Weltuntergang planen.

Als ob man diese Mogule bräuchte, solange man erfahrene Politprofis wie Herrn Lauterpig, Frau Pigbock, Herrn Habock, Frau Postbotin Esken oder CumExProfi im Weltergewicht Scholz an der Regierungsmacht hat, das klappt alles bestens auch ohne den kleinen Laschet. Ja, da empören wir uns kräftig mit empörten Posts, mit denen wir es denen ´mal so richtig geben, eben mit uns nicht, wir sind das Volk, oder so! Und dann genießen wir noch vor Empörung wohlig schaudernd einen gut temperierten Chateau-Neuf-du Pig und wissen doch genau, dass uns keiner den Gashahn und das Warmwasser abdrehen würde, der, die, das demnächst oder später wiedergewählt werden will…nämlich an den warmen Ofen des Berufsbildes Berufspolitiker*in, das man auch ohne große Abschlüsse in Güllewissenschaften oder einen Doktortitel in Schweinologie bequem ausfüllen kann.

Ihr Eberhard von Porcus


Donnerstag, 19. November 2020

Gesagt, getan! (oder Leben mit der Pandemie)

Verehrte Leserschaft, 

wie einfach liest sich doch diese Überschrift und wie tief ist sie in unserem kollektiven Erinnerungsvermögen mit einem Ehrbegriff verwoben, dass man oder eber auch tut, was man sagt und es nicht beim Sagen belässt oder weder etwas sagt noch es tut, obwohl man es sagen und tun sollte, besser vorher auch (an)sagen und tunlichst das Tun dem Sagen folgen lassen sollte!

Sie sehen, schon begeben wir uns auf das alltägliche Glatteis des klassischen „Sender-Empfänger-Modells“ der Kommunikationswissenschaft der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

Ich wage ja schon gar nicht „Ein Mann, ein Wort!“ zu zitieren, denn das würde ja einen Großteil der Gesellschaft, die entweder weiblich, divers oder eben ein Prachteber wie ich sind, ausklammern und uns bar jedem Vorschuss an Ehrwürdigkeit im Regen der mangelnden Glaubwürdigkeit stehen lassen.

Aber warum sage und tue ich das, Sie heute mit diesen meinen Ansichten moralisch zu behelligen? 

Ich denke einfach nur darüber nach, wie wenig diese „ehrbaren“ Vorsätze - oder sollte ich besser sagen Grundlagen - heute offenbar noch Gewicht haben, bzw. wie mühelos sie auf politischen, religiösen, egomanischen, machtgierigen, menschenverachtenden oder selbst privaten oder partnerschaftlichen Altären geopfert werden. Jeden Tag, in jeder Situation, oft unbewusst oder fahrlässig und dennoch viel zu oft zielgerichtet und vorsätzlich.

Im Mittelalter galt das „gegebene Wort“, dem oft der Handschlag folgte, als juristisch wasserdicht. Kaufmännische Verträge und selbst Ehen wurden so rechtsverbindlich und zeitlos bestätigt. Brüche dieser ehernen Gesetzmäßigkeit konnten sehr schnell bei ruchbar werden drastische Folgen für den Betreffenden haben. Vielleicht hatte er hinterher gar keine Hand mehr, die er geben könnte oder keine Zunge, die ein erneut zu gebendes Wort artikulieren könnte….

Okay, zurück zur Jetztzeit. Das wäre ja schlimm, wenn man so drakonisch vorgehen würde wie unsere Altvorderen; stellen Sie sich nur vor, wie viele stumme und verstümmelte Amts- und Würdenträger wir in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft, Kirche usw. hätten…

Aber schon damals wie heute gilt und galt ja, dass die Gesetze selten für die Anwendung finden, die sie gemacht haben.

Kommen wir aber zu erfreulicheren Themen zurück, auch wenn die augenblickliche Zeit mit der Geißel der Corona-Pandemie uns allen viel abverlangt, also: wieder den meisten natürlich nur. 

Globalen Gewinnern wie dem Versandhandel-Gigant „Pigazon“ und meiner Nachbarin, Frau S., die jetzt nur noch grundsätzlich ungeschminkt und im Bademantel, statt im kurzem Schwarzen und aufgetakelt wie eine Fregatte der Spanischen Armada ihren beruflichen Tätigkeiten digital im Home-Stall nachgeht, gefällt die augenblickliche Fast-Lockdown-Situation durchaus gut. Jedenfalls ist das mein Eindruck. Es macht sich ein ganz neues Feeling breit. Keine verstopften Einfallstraßen in die Stadtzentren und Büroburgen morgens und abends, aber auch keine After-Work-Drinks mit den Kolleginnen und Kollegen, die es sonst ja gar nicht so schnell nach Hause zog in der guten alten „Vor-Corona-Epoche“, als man einen wohlverdienten PigTonic noch ohne „RüSchnaSchu“ (Rüsselschnauzenschutz) abendlich genießen durfte.

Jetzt heißt es aber durchhalten und Gesäßbacken zusammenkneifen, dass ein Zwei-Euro-Stück dazwischen seine Prägung verliert und darauf hoffen, dass man uns im bevorstehenden Wahljahr 2021 mehr Freiheiten lassen wird, bevor man entweder einen Impfstoff gefunden hat, der uns immun macht ohne dass man dabei Nebenwirkungen wie vorzeitiges Ableben in Kauf nehmen muss, oder man mit weiteren Wellen des Anstiegs der Infektionen – bitteschön erst nach Schließung der Wahllokale! -  rechnen muss.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, auf dem wir uns von Vielem liebgewonnenen erst einmal verabschieden müssen. 

Dazu gehören Frühbucherrabatte auf Urlaube, nicht in tumben deutschen Mittelgebirgsprovinzen und Baggerseen, sondern am blauen Meer im mediterranen Sonnenschein, wo man die gebräunten Schwarten der jungen Sauen mit superknappen Pikinis über den Zitzen an sich vorbeistöckeln lassen kann. Oder ordentlich abfeiern mit den Kegelschwestern von „GutHolzPunktZwo“ aus Rüsselsheim, die man sonst alljährlich extra angereist beim Karneval in Schweinfurt treffen konnte… Ich gerate ins Schwärmen hier in meinem bequemen Sessel als selbst zum Zuhause Bleiben verdammter Angehöriger der „Risikoebergruppe“ im besten Alter, sitze ich entspannt neben der Ferkelwärmelampe im Stall. Mein Blick durchs Fernglas ruht heimlich auf Frau S. im Nachbarstall, die gerade „Pigs in the City“ auf heimischer Flatscreen schaut, wo Damen ihre Kleider gerne und oft ablegen, während Frau S. Kunden virtuell beim Anlegen von Devisen berät… Schöne neue Welt.

Aber das (regelmäßige) Beobachten von Frau S. hat ganz neue – und dabei doch schon so alte – Lebensqualitäten aufleben und vaterländisch erprobte Tugenden wieder an Ansehen gewinnen lassen. Endlich kann man wieder ganz offiziell beobachten, ob sich die Nachbarn und das Umfeld auch wirklich an die Corona bedingten Auflagen halten oder nicht. Familientreffen bei Familie S. aus dem ganzen Bundesgebiet oder Saufgelage bei dem halbwüchsigen Ferkel von Familie F. mit den Fußballkumpels? Aber nicht mit mir, dem stets wachsamen Eber Ihres volksgesundheitlichen Vertrauens! 

Ja, wo kämen wir denn auch hin, wenn hier jeder machen würde, was er, sie oder es wolle? Wir alle müssen uns doch einschränken. Nix mit Dienstreisen zu Kongressen mit besten Caterern und jungen Praktikantinnen nach Eberswalde und nix mit am Strand träumen in der DomPigRep, ganz zu schweigen von einem Besuch der Pariser Pigalle oder Kletterurlaub in der Schweinz…..seufz. 
Und da ist es doch absolut nur richtig und erste Bürgerpflicht, dass man die Covidioten und Virenschleuderer, Superspreader und Hygieneignoranten auch dem weltlichen Arm der Gerichtsbarkeit willfährig und beweiskräftig zur Bestrafung übergibt.  - Tja, Familie S., nix mit neuem Gewächshaus hinterm Carport im - dank Home- /Stall-Office blitzblank gepflegtem -  Gartengründstück. Jetzt muss man die Kohle gemäß dem gesalzenen Bußgeldkatalog möglicherweise in absolut nicht zurückforderbare Staatsanleihen anlegen…hihi. Selbst schuld! Grunz!

Und Familie F. wird schon sehen, was Ihnen die Homeparties im scheinbar schalldichten Partykeller (der meinen restlichtverstärkenden Spezialgläsern vom Militaryshop offenliegt wie eine frisch aufgeschnittene Grapefruit beim Türken) noch einbringt, bzw. noch kosten wird. Ihre rotzfrechen Teenagerferkel haben sowieso nie gegrüßt….

Ach, liebe Leserin, Sie sagen das kennen Sie doch irgendwoher? Sie sagen Hexenjagd, Stasi, GeStaPo, Denunziantentum? Jetzt werden Sie ´mal nicht unverschämt! Sie rütteln an erprobten deutschen Tugenden! In Österreich darf man sich zum Beispiel ab 20.00 Uhr abends nicht mehr in fremden Wohnungen aufhalten. Dort würde man der lebenslustigen Frau M. von vis-a-vis schon das Handwerk legen, wenn der verheiratete Baumaschinenvertreter erst spät kommt um Ihr bestimmt nicht mit der neuen Heckenschere ihre Wiese zu mähen……. Und, lieber Leser, mich wundert ´eh schon warum Sie so oft in der Woche erst nach der Tagesschau Ihr automatisches Garagentor unauffällig wie ein Dieb aufmachen und es sofort wieder zu machen noch bevor Sie aussteigen. Denken Sie nicht, dass mir das nicht schon länger auffällt!

Ja ja, erst in der Krise stählt sich der Charakter und man weiß, worauf es ankommt. Die Wächter der Volksgesundheit wissen, dass sie sich auf meine staatstragenden Tugenden vollumfänglich verlassen können.

So, jetzt werde ich mir erst einmal ein Paket Nudeln aus dem Safe im Keller holen, es ist bei den Nachbarn „Saure-Gurken-Zeit“, fast keiner Zuhause. Da nutze ich die Gelegenheit gerne zur Aufnahme von Verpflegung in der Gefechtspause. Ja, wir sind im Ausnahmezustand und es besser für Sie, es schnellstmöglich einzusehen. Ist Ihnen eigentlich klar, dass Ihre Frau jeden Morgen, wenn Sie das Haus verlässt scheinbar seeehr angeregt übers Handy mit irgendjemanden quatscht? Und das OHNE MASKE! Meine neues PigPhone hat alles dokumentiert. Also mir würde das zu denken geben, aber ich will ja nichts gesagt haben…

Bleiben Sie gesund und wenn nicht, sagen Sie mir einfach Bescheid. Es bliebe mir ja eh´ nicht verborgen. Ich kann schweigen wie die Tonne Klopapier in meinem Keller….

Ihr / Euer 

Eberhard von Porcus


Sonntag, 15. Januar 2017

Ubi bene, ibi patria...



Verehrte Leserin, verehrter Leser….

…ich schicke voraus :- Menschen, die kein Schweinefleisch essen, egal aus welchen Grund, sind mir sympathisch und haben bei mir einen Stein im Brett, aber es schützt sie nicht davor, dass sie die ganze Härte des Gesetztes treffen möge, wenn sie feige Mörder und fanatische Hassprediger sind, wenn sie die Errungenschaften der modernen und offenen Gesellschaft mit Füssen treten. Errungenschaften, die uns auch nicht in den Schoß fielen, für die wir jahrhundertelang gegen die Intoleranz der Kirche mit Ihrer grausamen Inquisition, die starre Ständegesellschaft der Monarchie, die Diktaturen und Eroberer gekämpft haben. Das war leider verbunden mit einem unglaublichen Blutzoll, der auf europäischen Boden während der letzten 2 Jahrtausende vergossen wurde und wir heute haben die Gnade der späten Geburt, die uns seit mehr als 70 Jahren Frieden, Wohlstand, Freiheit und Freizügigkeit beschert hat. Einmalig vermutlich in der Geschichte der sog. zivilisierten Welt! Leider wissen wir diese so gar nicht selbstverständlichen Werte zunehmend weniger zu schätzen, weil sie uns heute so selbstverständlich sind wie das Tägliche Brot, die Berufs- oder Partnerwahl, den Schutz durch die Polizei und das Gesetz und damit die Möglichkeit, jemanden vor den Kadi zu bringen, der unsere Autotür mit seinem Einkaufswagen leicht beschädigt hat und ohne zu reagieren „Fahrerflucht“ begeht oder der seinen Apfelbaum im Garten partout nicht am unerlaubten Herüberragen auf unser Grundstück zu hindern gewillt ist …..Übrigens ist der „Kadi“ auch ein Begriff der ehemals arabischen Gesetzgebung, ein Schlichter, der Schlimmeres bei Streitigkeiten verhindern sollte, bevor Schwerter oder Dolche sprechen würden. Das alles wuchs aus bitterer Erfahrung von Unfreiheit und Unterdrückung, durch Krieg und der letztendlichen Einsicht, dass es doch besser ist Leben und Leben zu lassen, als sich der systematischen Zerstörung anderer zu verschreiben. Und es wuchs aus dem Austausch mit anderen Kulturen, Regionen, Ansichten und Erfahrungen, die zu uns kamen und bleiben. Kurz: Mein / Dein / Unser Europa wäre nicht das, was es heute ist, würde nicht bei so vielen Traditionen und Errungenschaften der Austausch mit anderen eine Optimierung im Laufe des Zeit erwirkt haben, auch und besonders der mit der islamischen Welt und ihren Menschen.

Die Muslime und ihre Länder waren über Jahrhunderte der Inbegriff der Toleranz, erblühender Wissenschaften und vom Humanismus geprägt gingen von ihren Reichen selbst in eroberte Regionen Bildung und Fortschrittlichkeit aus, prägten ihre Denker, Wissenschaftler, Ärtze, Gelehrten und Weisen den Fortschritt, selbst als wir im Vergleich zu ihnen stinkend und in Eisen gewandet vor rund 1000 Jahren zum blutigen „Dschihad“ der Kreuzzüge gegen sie aufriefen. Aber das Rad (der Geschichte) drehte sich weiter, auch wenn heute gottlob der Mensch, der so gerne des Menschen Feind ist, niemanden mehr aus selbiges flicht weil er anders denkt, glaubt oder lebt, jedenfalls bei uns! Dennoch hat die Gewalt wieder eine Tür auch in unsere Gesellschaft gefunden. Wir sind offener und freier als alle Generationen vor uns, vielleicht hier und da auch naiver und ignoranter gegenüber den existenziellen Problemen und Herausforderungen, die meiner Bewertung nach mehr als vielleicht 80% der Weltbevölkerung täglich erleben müssen, die aber in unserer Wohlstandsgesellschaft nur noch via TV und virtuell in den Nachrichten uns in wohlig warme Ställe bei wohlgefüllten Bäuchen projiziert werden. Irgendwie spüren wir aber zunehmend – und besonders die Generation meiner Eltern, die es auch anders kannten, dass das eine Unwucht im globalen Vergleich ist, vielleicht sogar ungerecht, wenn es aufgrund Ausbeutung anderer sich entwickeln konnte und vor allem fragil und höchst angreifbar von allen Seiten ist. Nicht nur Naturkatastrophen, selbst auch Stromausfälle oder Hacker-Angriffe können diese unsere heile und wohlstandsgenährte Welt innerhalb weniger Stunden oder gar entscheidender Momente grundlegend erschüttern. Die Zivilisation ist ein dünner Überzug, der jederzeit in einen Überlebenskampf übergehen könnte, wenn Umstände von außen es schaffen, die Rechtsstaatlichkeit und unsere Regelwerke des humanen Miteinanders nachhaltig zu zerstören. Experten sprechen von Stunden die es dauern würde, bis nach dem Kollaps ein Faustrecht des Stärkeren sich seinen Weg bahnen würde, wie seit Menschengedenkender Krieg ums eigene Überleben, Macht und Ressourcen den Homo Sapiens Sapiens gekennzeichnet hat. Umso wichtiger ist es jetzt, das so mühsam Errungene zu schützen, zu erhalten, weiterzugeben und auch andere, deren Startbedingungen schlechtere waren, davon zu überzeugen. Das geht meiner Meinung nach nur friedlich. Gewalt gebiert Gewalt. Rache, Vergeltung, Sippenhaft usw. sind todbringende Spiralen ins Verderben, die wir niemals selbst bei tragischer eigener Betroffenheit als echte Alternative wählen sollten.

Dennoch muss ich nicht alles gutheißen und schon gar nicht hinnehmen, was an Herausforderungen an eben diese modernen und offenen, dabei fragilen Gesellschaften durch Einfluss von außen und innen herangetragen wird. Wer aus einem anderen Land in unseren Ställen Schutz sucht, ist nur dann willkommen, wenn er oder sie sich an die Spielregeln hält! Wer unseren Rechtsstaat als schwach verhöhnt, den Weg zu uns sucht um unsere Sozialsysteme auszubeuten anstatt dankbar zu sein, wer schwer straffällig wird und Parallelgesellschaften aufbauen will, fliegt raus aus meinem Stall und soll sich seine Schlammkuhle dort suchen, wo er herkommt. Das muss unsere Gesetzgebung trotz bürokratischer Hürden einfach hergeben, sonst wird der Ruf schnell wieder laut nach Diktatoren, die zu gerne diese durch Humanismus geprägte Rechtsstaatlichkeit beerdigen möchten. Wir alle sind noch schockiert von dem Anschlag in unserer Bundeshauptstadt vor wenigen Tagen, begangen offenbar von einem bereits als kriminell bekannt und als fanatisch eingestuften Verbrecher. Das er nun durch die Kugel eines italienischen Polizisten, auf den er bei seiner Flucht schoss und ihn verletzte nun selbst getötet wurde, schafft mir keine Genugtuung, denn es wird Nachahmer nicht abhalten. Zwar bieten wir der Einschüchterung, der Angst und dem Terror am besten die Stirn, wenn wir schnell wieder zum Tagesgeschäft übergehen aber dennoch dürfen wir nicht den Kopf in die Schlammkuhle stecken und so tun, als ob das alles unvermeidlich wäre und ein Wolf eben regelmäßig Schafe einer Herde reißt und man eben nur Glück haben muss, nicht zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Ich jedenfalls bin aufmerksamer geworden, nicht nur wenn ich meine Keulen über öffentliche Plätze oder bei großen Veranstaltungen bewege. Ich beobachte auch die Leute meiner Umgebung näher. Kann man helfen, dass andere nicht z.B aus Perspektivlosigkeit kriminell werden? Kann man Integration ohne Dogma auch kritisch unterstützen? Wieviel „Fremde“ braucht ein Land oder besser: Wie viele kann es verkraften, ohne dass es einen Verteilungskampf innerhalb der Gesellschaft - und dort meistens unter den Schwächsten und Bedürftigen - auslöst? Welche politischen Konzepte Verhindern z.B Altersarmut und geben Würde und Auskommen, selbst wenn man nur in „einfachen“ Beschäftigungsverhältnissen seinem Rücken krummgeschuftet hat und wie will man erklären, dass unser Sozialsystem auch Zuwanderern mit vielköpfigen Familien Gleiches bietet, die aber noch niemals für diese Gesellschaft arbeiten mussten? Das sind Herausforderungen, die meiner Meinung nach vordringlich sind und bei klugen und gerechten Konzepten Vieles verhindern könnten, was eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft im Augenblick fast schmerzhaft spüren lässt.

Wo es mir gut geht, da bin ich zuhause. Das war schon immer so und sollte auch für das geeinte Europa gelten, aber auch die Römer, die diesen Ausspruch prägten, wussten ihre Grenzen zB mit dem Limes zu sichern. Grenzenlose Freiheit gibt es eben nicht, sie muss geschützt werden. Sicher nicht mit Schießbefehlen aber eben mit klaren Spielregeln und einem notwendigen Durchsetzungsvermögen, Verstöße auch nachhaltig zu ahnden und nur dem Zugang zu gewähren, der diese Werte zu würdigen weiß, von mir aus kann er dabei seinen Turban auf dem Kopf oder seine Hijab vor dem Gesicht tragen. So ähnlich ist das auch bei uns im Stall zum Weihnachtsfest. Die mittlerweile erwachsenen Ferkel werden von ihren Partnerinnen und Partnern begleitet. Da gilt natüüüürlich, dass Eber Eberhard sagt wo es langgeht…….naja jedenfalls versuche ich wenigstes die Lufthoheit über die Fernbedienung zu behalten wenn wir vielleicht später am Heiligen Abend nochmals durch die Nachrichtensender zappen in der Hoffnung, dass das christliche Fest der Liebe ein bisschen auch auf den Rest der Welt abfärben möge… Frohe WeihnachtenIhr / Euer EvP

Samstag, 24. Dezember 2016

Irgendwie anders….

Hochverehrte Leserin, hochverehrter Leser,
das Datum rechts oben verrät es:   -  Ach Gott, werden Sie sagen, jetzt schnitzt sich der Eber Eberhard wieder eine Weihnachtsgeschichte aus seiner Schwarte… Weit gefehlt, dieses Jahr wird irgendwie anders. Vielleicht sagt dieser Buchtitel ja Ihnen irgendetwas; wenn nicht, sind Sie zwar nicht irgendwie anders, aber dennoch empfehle ich Ihnen dieses entzückende Kinderbuch von Kathryn Cave und Chris Riddell. Es handelt von einem kautzigen Menschen, der anders aussieht als die anderen, keine Freunde hat, alleine in einem schönen Haus auf einem Berg wohnt und irgendwann einmal einsieht, dass es sinnlos ist ,sich zu bemühen, wie die anderen zu sein, nur um akzeptiert zu werden und Freunde zu finden. Mir geht es mit zunehmendem Alter auch so, ich pflege unkonventionelles Anderssein und erlebe täglich, wie viele meiner Mitschweine und Mitmenschen offenbar viel zu viel Zeit damit verbringen (müssen), um sich an irgendetwas - eine Rolle, die zu spielen ist, eine Funktion am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft, in der Öffentlichkeit und sogar unter Freunden und in der Familie - anzupassen. Knackt man diese Schale wie eine Walnuss unter den hölzernen Kiefern eines erzgebirgischen Nussknackers, so stellt man manchmal ganz erstaunlich die Vielfältigkeit, die Kreativität und auch den Witz und den Charme  - kurz : die Individualität - der Anderen fest, auch wenn sie ihre Rollen mit Fleiß aufrechterhalten wollen und müssen. 
Dieses Weihnachten wird auch für Viele irgendwie anders sein. Weihnachtsbäume, Bescherung und Muttis Kochorgie stehen zur Disposition, wenn zum Beispiel die Ferkel aus dem Haus sind und eigener Wege gehen oder wenn man durch vielfältige Gründe allein ist und sich fragt, ob es die penetranten Schmidt-Güldners von nebenan nicht doch besser machen, wenn sie ihre wohlgenährten Keulen unter peinlichen Camp-David-Klamotten verstecken und einen Großteil der ihnen zustehenden Tarifurlaubstage all inclusive in herrlich abgeschotteten Pauschaltouristenburgen der Zweiten und Dritten Welt über Weihnachten verbringen. Seesterne statt Zimtsterne, Lametta an der Brust eines korrupten, putschenden Staatschefs bewundern statt am Christbaum in der Eifel, in Castrop-Rauxel oder im sächsischen Limbach-Oberfrohna. Nein, nein, Kneifen gilt nicht! Weihnachten sich zu verdünnisieren (auch wenn das Frau Schmidt-Güldner in Bezug auf ihre Kleidergröße sehr gut täte) ist nicht der jahresendzeitliche Königsweg. Doch jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Da sagten schon die, die die Peking-Ente dem bayrischen Schweinsbraten vorziehen. 
Ich werde dieses Jahr – seit Langem! – wieder einmal in eine Kirche gehen. Egal, ob´s stürmt oder schneit, meinen wohligen Stall mit der Ferkelwärmelampe dafür verlassen und eintauchen in die Masse der “Schlechtgewissler“, die zumindest am Heiligen Abend vom Zweifel geplagt mangels aktuellem lutheranischem Ablasshandels dann doch den Weg in die schön geschmückten Gotteshäuser finden wollen. Ich stelle fest, dass es doch einen Zauber innehat,  zusammen mit den Menschen, die dann in der Kirche eine untereinander eigenartig vertraute Gemeinschaft bilden, schöne Weihnachtslieder zu singen. Ich stelle mir vor, dass es noch kein Jahrhundert her ist, dass die Menschen sich auf den Heiligen Abend in den Kirchen und Gotteshäusern aus ganz anderen Gründen freuten. Zumindest an diesem Tag konnte man schwere körperliche Arbeit vielleicht schon mittags beenden, wurde man  -und vor allem die Kinder  - vielleicht einmal wieder richtig satt, hoffte auch darauf, dass Väter und Brüder an den Fronten vor Verdun oder Stalingrad einen Burgfrieden mit den anderen armen Schweinen, die man Feind nannte, schlossen und vielleicht Hunger, Sorge, Lebensgefahr Zerstörung und Perspektivlosigkeit für einen Moment bei „Oh Tannenbaum“ oder „Stille Nacht“ In den Schützengräben oder zerbombten Ruinen vergessen durfte. Keine Angst, geneigte Leserin und verehrter Leser, ich werde nicht sentimental, altväterlich oder gar revanchistisch, selbst wenn dies in den Regierungsställen meines heutigen Europas wieder en vogue zu sein scheint. Aber ein Weihnachten, das bei ALDI mit Lebkuchen und Jahresendzeitschokoladenhohlkörpern schon ab Oktober logistisch aufgebläht wird, brauche ich eigentlich nicht. Mediamarkt, Weihnachtsmarkt und Christbaummarkt beginnen mit den Horden die wie Herden darüber getrieben werden mich zunehmend abzustoßen. Was zählt, sind andere Dinge. So sind Menschen, die sich eigentlich untereinander fremd sind, aber in einer Kirche zusammen singen, in diesem Moment eine starke Gemeinschaft. Eine stärkere Gemeinschaft als der Verband des Einzelhandels, der die Wochen vor dem Weihnachtsfest täglich seine kommerzielle Fieberkurve misst. Vielleicht werden unsere Kinder einmal sagen: „Geschenke hatten sie immer für uns, aber Zeit hätte ich gerne mehr mit ihnen gehabt.“. Das ist wohl das schlimmste Kompliment, was man bekommen kann. Zeit mit den Lieben, Zeit für die Lieben und die Liebe, das ist, was zählt. Und das kann man nicht kaufen, in keinem Konsumtempel der Welt und dort auch nicht finden, um das schlechte Gewissen mit darin Erstandenem vor sich selbst und den damit Beschenkten zu übertünchen. 
Keine Angst erneut, das ist keine selbstgefällige Nabelschau sondern ein Erleben und Erfahren, das ich Ihnen Allen wünsche, so wie es sich mir eröffnet hat, ohne dass ich es mit altersgerechtem Arial 15 auf meine Email an den Weihnachtsmann geschrieben hätte. Dennoch freue ich mich wie ein junges Ferkel, wenn ich unter der Reizüberflutung des vorweihnachtlichen Geschenkestresses doch etwas finde, das das Herz der mir wichtigen Menschen erfreut. Ich trage es dann heimlich heim in den Stall, verstecke es dort gut vor dem kundigen Zugriff suchender Frauen (Sauen)-Hände und packe es liebevoll ein. Oft verspricht man sich, dieser Spirale des Kommerzes zumindest partnerschaftlich zu entsagen aber das ist schwer und fast immer erfolglos. Die Geschenke für die Ferkel passen eh´ entweder in Briefumschläge und dürfen dort auch vor Fülle knistern oder man bestellt sie mit  IBAN und PIG oder am besten im DHL-Direktversand bei Pigbay. Doch, ich wünsche mir auch etwas. Ich wünsche mir besser Zuhören zu können, ruhiger auch im Alltagswahnsinn und im Stress zu reagieren, denn Vieles ist davon so hausgemacht wie die wunderbare Erdbeermarmelade meiner Mutter. Ich wünsche mir noch besser zu werden als Partner, Freund, Vertrauter, Kummerkasten-Onkel, Bruder, Nachbar, Chef oder Untergebener. Ich wünsche mir, dass ich dem Alltag nicht nur physisch die Stirn bieten kann, sondern ihn auch durch Entspannen und Bescheidenheit seine Schrecken zu nehmen. Ich spüre, dass das mir gut tut so wie der warme Abendwind, der mir im Sommer am Meer die von silbernen Strähnen durchzogenen Haare zerzaust…. Und ich freue mich auch in diesem Jahr auf die Wärme, das Licht, die Liebe und die Gemeinschaft, die ich am Allerliebsten mit der Frau(Sau) meiner Träume erleben möchte. Und das noch viele, viele Male, bis auch ich und wir eine schöne Erinnerung für unsere Ferkel, Enkel-Ferkel und Ur-Enkel-Ferkel sein werden.
Frohe Weihnachten, Euer Eberhard

Dienstag, 1. Dezember 2015

Weihnachtstrubel und die Stille...


Verehrte Leserin, verehrter Leser, 
Was haben Papst Franziskus und ein schreibender Borstenprotagonist namens Eberhard von Porcus gemeinsam? Wir stehen beide dem alljährlichen Weihnachtstrubel und seinen immer kommerzielleren Auswüchsen, die sich längst nicht mehr wie in Bethlehem „krippal“ hinter der Geburt von Jesus verstecken, kritisch gegenüber. Damals vor mehr als 2000 Jahren hatten die Hirten um das Jesuskind in der Krippe andere Sorgen als Glühweinstände, gebrannte Mandeln und Platzmieten auf zentralen Innenstadtplätzen zu organisieren und das schon gar nicht mit Beginn der offiziellen Mutterschutzzeit von Maria 4 - 6 Arbeitswochen vor berechneter Niederkunft. Okay, vielleicht kein guter Vergleich, schließlich landete man damals recht schnell am Kreuz wenn man sich nicht an die Spielregeln hielt, während den umsatzwilligen Anbietern in mittelalterlichen Kostümen oder mit Schürzen und Nikolausmütze zu kalten Fingern heutzutage nur noch das städtische Ordnungsamt und deren meist übergewichtige „Exekutoren“ vorschriftenschwanger das Leben schwer zu machen im Stande sind.
Jeder Weihnachtsmarkt in dieser Republik beruft sich quasi auf jahrhundertelange Tradition und auch um den Begriff des „Weihnachtslandes“ streitet man sich eifersüchtig mittlerweile von der platten Küste bis in die Hochalpen. Dennoch habe ich zunehmend das Gefühl, dass sich die Weihnachtsmärkte immer mehr gleichen, in jedem kleinen Flecken bis hin zu den Großstädten gibt es gleich mehrere davon und ihre Angebote und Preise gleichen seltsam den identischen Dönerspießen, die ebenfalls landauf und landab von denselben Anbietern zu stammen scheinen. Naja, es geht eben – wie immer  - um Geld und Umsätze, um Märkte für Weihnachtsmärkte und um jahresendzeitlichen, saisonalen Konsum einer Gesellschaft, die zunehmend im Taumel von Ostermärkten, Frühlingsfesten, Sommergaudis, Herbstmärkten, Oktoberfest Wies´n eben bis hin zu Weihnachtsmärkten sich durchfuttert, bis der unvermeidliche Konsumterror der Last-Minute-Geschenke und – Urlaubsbuchungen die Masse der Werktätigen an den Rand des Infarkts führt, so wie die Zufahrtsstrassen zu den glänzenderen Einkaufszentren des urbanen Umfelds trotz seltsamer, republikweiter Austauschbarkeit anziehen wie das Licht die (konsumwütigen) Motten.
Genau da setzt auch der Heilige Vater an. Er kritisiert zu Recht, dass die Weihnachtsgeschichte und die wunderbare Tradition, sich in der Stillen Jahreszeit, wo Kälte, Nässe und Schneegestöber zumeist die Lust auf die Ferkelwärmelampe im Stroh des Stalles weckt, einlädt, einmal innezuhalten und sich der Dinge zu besinnen, die wirklich wichtig sind. Dazu gehört meiner unmaßgeblichen Eberhardebermeinung nach, zusammen mit den Lieben, die man vielleicht das ganze Jahr über als gegeben und weniger als besonders erlebt, sich an kleinen Dingen erfreuen, sich ins Bequeme und Kuschelige zurückziehen und sich – guter Tipp ! - auch selbst etwas zurückzunehmen und weniger wichtig zu nehmen. So wie sich Josef und Maria zurücknahmen um der Welt etwas wirklich Wichtiges zu schenken, nämlich durch ihren unter so ärmlichen Bedingungen geborenen Sohn Hoffnung und Glaube an eine bessere Welt als an die des damals von den Römern mit strenger und brutaler Hand besetzten Palästinas, wo es – vielleicht dereinst erst in ferner Zukunft – ein Leben geben wird, bei dem alle Menschen gleich sein werden, nicht nur vor dem Gesetz der Menschen, sondern vor allem in ihrer Würde und vor Gott. Dafür muss man kämpfen, aber nicht mit dem Schwert sondern mit dem Wort und vor allem mit gutem Beispiel voran.
Vielleicht ist es ja auch einmal uns tierischen Mitbewerbern vergönnt, diese Gnade zu erfahren, vom Nutztier mit Gebrauchswert bis zur Schlachtbank hin zu einem artgerechten Leben mit Würde. Schön wär´s und nicht nur alle Jahre wieder...Ihr / Euer EvP