Freitag, 13. Januar 2012

Tatort und andere Fehlschläge...



„…Ei, habbe Se gischtern Obend auch den Tatort im Erschte gesehe? Isch mään den mit vonner Bunneswehr?“ So ungefähr wird man im Lokalkolorit des letzten Bundeslandes, das vor der Wiedervereinigung auf „natürlichem Weg“ den Anschluss an die damalige Bundesrepublik fand…dem Saarland…den gestrigen Fernsehabend in der ARD kommentieren. Das Saarland, peripher am äußersten Rande des Südwestens gelegen ist schon ein ganz eigenes Ländchen mit einem eigenen Völkchen.Schwein gehabt, damals in den Fünfzigern, sonst wäre man dort Franzose geworden und es gäbe mehr Froschschenkel statt „Dibbelabbes“ oder die legendäre Lyoner Fleischwurst.
...da weiß man noch was Recht und Ordnung ist und als einen unverrückbaren Teil des Landes empfindet man an der Saar die Bundeswehr, die seit ihren Kindertagen dort bereits fest verwurzelt ist. Bisher hat keine Reform, kein neuer Besen als neuer Minister und auch kein vermeintlicher Sparzwang sich ernsthaft mit den Saarländern und ihren Fallschirmjägern anlegen wollen.

...Und jetzt das!

Ein „Trittbrettfahrerthema“, nämlich das posttraumatische Belastungssyndrom, das in dieser Produktion von der Saar die aus Afghanistan heimkehrenden Soldaten zu Psycho-Krüppeln und perfiden Mördern werden lässt. Natürlich ist es sehr ernst, wenn Soldaten nicht nur am Körper verletzt oder in Särgen mit ihrem Helm darauf nach Hause gebracht werden. Der junge Mensch wird dort mit Schlimmem konfrontiert und erkrankt daran oft so schwer, dass er mit verletzter Seele zurückkommt, selbst wenn er nicht direkt mit Gefechten und Selbstmordattentaten konfrontiert wurde . Das haben unsere Väter und Großväter in allen unseligen Kriegen als „Frontschweine“ erleben müssen, ob in Verdun, Stalingrad oder im unsäglichen Leid, das jeder Krieg zu jeder Zeit hinterlassen hat. Nur, dass man heute, zwischen Koalitionswirren, Wahlkämpfen und in einer „freundlich desinteressierten Gesellschaft“ wie Ex – Präsi Köhler sagt, davon natürlich, wenn möglich, nichts mehr hören will. Es passt eben weder in die politische Landschaft nach dem Ende der Wehrpflicht noch in die Spaßgesellschaft.Da kommt man eben - bitteschön - nicht traumatisiert aus dem politisch legitimierten Einsatz als Psycho-Schwein zurück. Wenn das schmutzige Gesicht des Krieges also am liebsten unter den Teppich im Stall gekehrt werden soll, dann müssen es eben die Medien aufnehmen, damit es nicht aus dem kollektiven Bewusstsein verdrängt werden kann. Das finde ich gut...

...Aber dann muss man auch sauber recherchieren und prüfen, was wirklich intern bei der Bundeswehr abläuft. Wie Strukturen und Gepflogenheiten realistisch sind und muss auch darstellen, wie intensiv sich die Vorgesetzten um ihre Männer und Frauen bemühen, wie sie mitleiden wenn sie auf Trauerfeiern stehen um Gefallenen das letzte Geleit zu geben und es nicht verdienen, dass daraus eine lächerlich-reißerische Posse gemacht wird. Im Gegensatz zu US-Produktionen wird die deutsche Polizei nicht als schießwütige Sheriffs dargestellt. Unrealistisch ist es, einen bisher unbescholtenen Mann, der zudem psychisch gestört zu sein scheint, gleich mit einem „finalen Rettungsschuß“ auf kürzeste Distanz zu töten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die saarländische Polizei so dargestellt werden möchte!Damit erweist man auch den betroffenen Soldatinnen und Soldaten, die jeden Tag ihr Leben und ihre Gesundheit in Afghanistan riskieren müssen, keinen Respekt und einen Schweine- Pardon! - Bärendienst. Aber so muss es wohl sein…nur das Negative ist gut darzustellen, vor allem wenn es sich um einen Krimi handelt. Vielleicht sollte man einmal mehr bei den Skandinaviern in die Lehre gehen. Deren Krimikultur a la Mankell, Stig Larsson und anderer ist mittlerweile ja Kult. Und außerdem essen die Menschen im Lande der Mitternachtssonne auch viel lieber Fisch als Schweinefleisch…Euer
Eberhard von Porcus

...ursprünglich gepostet am 24. Januar 2011 auf needfulfriends/blogspot...

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