Dienstag, 23. Mai 2023

Künstliche Intelligenz und andere digitale Herausforderungen

 


kennen Sie das auch, - verehrte Leserin, Leser und Divers – dass man sich doch ab und zu Gedanken macht über die Welt von Morgen, wenn man selbst schon längst Legende für Lagerfeuerabende vor dem Stall oder Erblasser für finanzknappe Verwandte sein wird und man vielleicht noch darauf hoffen kann, bei den dann erwachsenen Enkel-Ferkeln und Urenkeln in einem Fotoalbum auf dem Speicher auffindbar zu sein?

Naja, genau das, was meine Ferkel so liebten auf dem Speicher in alten Sachen und Fotoalben zu wühlen, wird es dann sicher nicht mehr geben. Vielleicht bin ich dann dafür eine Fotostrecke auf ihren Zehntausenden Fotos auf dem Handy oder mein Insta-Profil und die LinkedIn –

Kommentare gehen in die Ewigkeit des Netzes ein, das bekanntlich nichts vergisst oder löscht.

Ja, die „gute alte Zeit“ wird man dann kaum sagen und bestimmt manches gar nicht vermissen, weil man den einmaligen Duft des Dachbodens mit tanzendem Staub in den einfallenden Sonnenstrahlen der Dachluken in den kommenden Generationen gar nicht mehr kennen wird.

Ich erinnere mich an meine langjährige Militärzeit, bei der wir schon vor Jahrzehnten damit gerechnet hatten, dass dereinst die sog „intelligente“ Munition viel klüger sein wird als derjenige, der sie abfeuert. Kritisch gesehen war dieser Zustand bei vielen mir bekannten Uniformträgern aller Führungsebenen damals ja bereits erreicht…
Mein Sohn fragte mich im Alter von ungefähr Zehn, wann ich denn mein erstes Handy bekommen hätte, natürlich in der eigennützigen Erwartung, dass ich eine Zahl so um die Zehn Lebensjahre alt nennen würde. Aber weit gefehlt: Ich war bereits 36, als mein erstes Alcatel- Handy noch von einem Duo in Firmen-TShirts angeliefert wurde, die es mir damals auf der Gartenbank gleich auspackten und erklärten und sich erstmals eine kleine herausziehbare Funkantenne aus einem babyblau- knuddeligen Handy in meine Lebenswelt schlich….

Dies war Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, gefühlt jedoch mit Blick auf die zwischenzeitliche Entwicklung des „smarten“ Marktes muss es irgendwann zwischen Bauernkrieg und französischer Revolution gewesen sein...…

Allein das Wort „smart“ war damals für mich und meine Generation vollkommen anders konnotiert: „Smart“ waren die US- Filmschauspieler der 50er und 60er Jahre mit ihrem durch Pomade glänzendem, penibel gescheiteltem Haar, die in St.Tropez mit toupierten Blondinen aus schnittigen Autos stiegen, oder – in Verbindung mit Plural – eben „Smarties“, die bunten Schokolinsen, die - ich glaube so Ende der 60er Jahre -  Einzug in die Ställe und damit später in die Zahnarztpraxen hielten…
Später dann verband man „Smart“ mit einem kleinen lustigen Plastikauto aus baden-württembergischer Autoschmiede, das sich seltsam zeitlos bis heute über die Jahrzehnte der Boliden, SUVs und jetzt Elektromöhren hat retten können. Nicht zu vergessen die Smart- Armbanduhren, die es schnell schafften als Zeitmesser zu einem modischen It-Peace an weiblichen oder männlichen Handgelenken zu werden. Ich glaube man kann sie heute noch kaufen oder zumindest bei „Ebay-Pig“ zu einem deutlich höheren Preis als damals im Laden ersteigern.

Ich klinge für Sie bestimmt wie ein Nostalgie-Eber, eben aus einer Generation, die heute so gerne als „alte weiße Eber“ von Ferkeln bezeichnet wird, die selbst zwar noch niemals ihren Stall ausgemistet haben und sich dafür aber mit einem Gemisch aus Gülle und Kunstdünger vor die Traktoreinfahrt gleich neben unserem Stall auf dem Hof meinen kleben zu müssen.

„No Future“ und andere Parolen kennen wir doch schon aus den Sechzigern, als alle damit rechneten, (und auch durchaus berechtigte Indizien dafürsprachen), dass der Wahnsinn der atomaren Rüstungsspirale uns alle zu Elementarteilchen pulverisieren würde, wenn in irgendeinem Führungsstall der Weltmächte der rote Knopf vorsätzlich oder vielleicht sogar nur durch technisches Versagen betätigt worden wäre.

So hat eben jede Generation ihre eigenen Spielregeln, Rahmenbedingungen, Ängste aber auch Errungenschaften.

Die Digitalisierung unserer Welt in wirklich jedem Lebensbereich ist fraglos eine Entwicklung, die in ihrer Dimension – bei kontinuierlicher Weiterentwicklung! – kaum absehbare Folgen für unser Leben auf dem Planeten haben wird. Sicher wird dabei viel Gutes sein, allerdings eben auch Risiken.

Zwar habe ich den Eindruck, dass der jetzige Regierungsmainstream uns mit Riesenschritten rückwärts zu einem durch Ideologie und nicht durch wirtschaftliche Erfolge und Wachstum geprägtem Agrarstaat auf Lastenfahrrädern zurück entwickeln will, aber selbst das wird nicht aufhalten können, dass die Wissenschaft unserem globalen Mitbewerber dem Menschen in seiner Neugier ganz andere Dimensionen öffnen wird. 

Neulich unkte mein ungefähr gleichalter Optiker-Eber von nebenan, dass wir eine Generation „Smartphone“ heranziehen, die mit Mitte 20 schon stark kurzsichtig sein wird (wie in Asien bereits heute schon der Fall) und deren Blick nicht mehr in die Ferne schweifen wird, sondern sich auf 5 bis 7 Zoll Oberflächen reduzieren wird.
Naja, so wird er sicher kaum arbeitslos, zusammen mit dem Faktor, dass wir alle älter werden und dann die Sehhilfen im Alter brauchen, die er in bunter Vielfalt, ob Gestell oder Linsen, für unsere Rüssel oder Augäpfel in seinem Laden aufgereiht hat.

Aber die größte Herausforderung wird wahrscheinlich die weitere Entwicklung der sog. Künstlichen Intelligenz sein. Wird es unser großer, bärtiger Eber oben im Himmel zulassen, dass wir an seinem angeblichen Ebenbild manipulieren werden? Dinge erschaffen, die wir aufgrund des wesentlichen Unterschieds, nämlich, dass wir aus Fleisch und Blut sind, Fehler, Ecken und Kanten sowie Emotionen haben und die künstliche Intelligenz dies – hoffentlich! – nicht, und wir es nicht mehr kontrollieren können und selbst zum Sklaven werden? Der Zauberlehrling der kommenden Jahrhunderte…

Ich halte dieses Risiko für durchaus real und ab einem bestimmten Stadium auch für unumkehrbar.

Aber wahrscheinlich machen wir die Rechnung wieder ohne den Wirt. Mutter Natur hat schon immer gewusst, den Resetknopf zur rechten Zeit zu drücken, sonst würde ich ja heute vielleicht immer noch als T-Rex zu anderen Sauropoden schreiben und nicht von Eber zu Mensch.

Alles mag uns heute berechenbar, analysierbar - vor allem vorhersehbar! - und beherrschbar erscheinen. Ist es aber nicht. 
Die aus Corona-Zeiten in der Tiefkühltruhe im Keller des Stalls noch vorhandenen, eingefrorenen Toilettenpapier- und Nudelreserven zeigen uns immer wieder, wie fehlbar und verletzlich wir doch sind, wenn Dinge über uns hereinbrechen, die wir eben nicht beherrschen und vorhersehen können.

Ich vertraue deshalb der guten alten Mutter Natur, die bei allem, was der forschende und suchende Homo sapiens auch an Torheiten noch erfinden mag, immer das letzte Wort haben wird.

Und Gott sei Dank ist das Recht auf Akku und WLAN noch nicht in das Grundgesetz aufgenommen worden...
Ich wünsche Ihnen allen einen schönen, nicht-virtuellen, realen Frühlingstag.

Ihr EvP ☺ grunz