Dienstag, 1. Dezember 2015

Weihnachtstrubel und die Stille...


Verehrte Leserin, verehrter Leser, 
Was haben Papst Franziskus und ein schreibender Borstenprotagonist namens Eberhard von Porcus gemeinsam? Wir stehen beide dem alljährlichen Weihnachtstrubel und seinen immer kommerzielleren Auswüchsen, die sich längst nicht mehr wie in Bethlehem „krippal“ hinter der Geburt von Jesus verstecken, kritisch gegenüber. Damals vor mehr als 2000 Jahren hatten die Hirten um das Jesuskind in der Krippe andere Sorgen als Glühweinstände, gebrannte Mandeln und Platzmieten auf zentralen Innenstadtplätzen zu organisieren und das schon gar nicht mit Beginn der offiziellen Mutterschutzzeit von Maria 4 - 6 Arbeitswochen vor berechneter Niederkunft. Okay, vielleicht kein guter Vergleich, schließlich landete man damals recht schnell am Kreuz wenn man sich nicht an die Spielregeln hielt, während den umsatzwilligen Anbietern in mittelalterlichen Kostümen oder mit Schürzen und Nikolausmütze zu kalten Fingern heutzutage nur noch das städtische Ordnungsamt und deren meist übergewichtige „Exekutoren“ vorschriftenschwanger das Leben schwer zu machen im Stande sind.
Jeder Weihnachtsmarkt in dieser Republik beruft sich quasi auf jahrhundertelange Tradition und auch um den Begriff des „Weihnachtslandes“ streitet man sich eifersüchtig mittlerweile von der platten Küste bis in die Hochalpen. Dennoch habe ich zunehmend das Gefühl, dass sich die Weihnachtsmärkte immer mehr gleichen, in jedem kleinen Flecken bis hin zu den Großstädten gibt es gleich mehrere davon und ihre Angebote und Preise gleichen seltsam den identischen Dönerspießen, die ebenfalls landauf und landab von denselben Anbietern zu stammen scheinen. Naja, es geht eben – wie immer  - um Geld und Umsätze, um Märkte für Weihnachtsmärkte und um jahresendzeitlichen, saisonalen Konsum einer Gesellschaft, die zunehmend im Taumel von Ostermärkten, Frühlingsfesten, Sommergaudis, Herbstmärkten, Oktoberfest Wies´n eben bis hin zu Weihnachtsmärkten sich durchfuttert, bis der unvermeidliche Konsumterror der Last-Minute-Geschenke und – Urlaubsbuchungen die Masse der Werktätigen an den Rand des Infarkts führt, so wie die Zufahrtsstrassen zu den glänzenderen Einkaufszentren des urbanen Umfelds trotz seltsamer, republikweiter Austauschbarkeit anziehen wie das Licht die (konsumwütigen) Motten.
Genau da setzt auch der Heilige Vater an. Er kritisiert zu Recht, dass die Weihnachtsgeschichte und die wunderbare Tradition, sich in der Stillen Jahreszeit, wo Kälte, Nässe und Schneegestöber zumeist die Lust auf die Ferkelwärmelampe im Stroh des Stalles weckt, einlädt, einmal innezuhalten und sich der Dinge zu besinnen, die wirklich wichtig sind. Dazu gehört meiner unmaßgeblichen Eberhardebermeinung nach, zusammen mit den Lieben, die man vielleicht das ganze Jahr über als gegeben und weniger als besonders erlebt, sich an kleinen Dingen erfreuen, sich ins Bequeme und Kuschelige zurückziehen und sich – guter Tipp ! - auch selbst etwas zurückzunehmen und weniger wichtig zu nehmen. So wie sich Josef und Maria zurücknahmen um der Welt etwas wirklich Wichtiges zu schenken, nämlich durch ihren unter so ärmlichen Bedingungen geborenen Sohn Hoffnung und Glaube an eine bessere Welt als an die des damals von den Römern mit strenger und brutaler Hand besetzten Palästinas, wo es – vielleicht dereinst erst in ferner Zukunft – ein Leben geben wird, bei dem alle Menschen gleich sein werden, nicht nur vor dem Gesetz der Menschen, sondern vor allem in ihrer Würde und vor Gott. Dafür muss man kämpfen, aber nicht mit dem Schwert sondern mit dem Wort und vor allem mit gutem Beispiel voran.
Vielleicht ist es ja auch einmal uns tierischen Mitbewerbern vergönnt, diese Gnade zu erfahren, vom Nutztier mit Gebrauchswert bis zur Schlachtbank hin zu einem artgerechten Leben mit Würde. Schön wär´s und nicht nur alle Jahre wieder...Ihr / Euer EvP



Sonntag, 30. August 2015

Geschwisterbande, Familienbande und andere kriminelle Vereinigungen...

Verehrte Leserin, verehrter Leser,
Was haben die Regenzeit in den Tropen,  Asylanten in der EU und Geschwister gemeinsam? Sie kommen ob man will oder nicht und sie sollen nur Vorteile bringen und eigentlich soll man sie ja willkommen heißen usw. Naja, Sie kennen das alles ja spätestens seitdem man Ihnen als Kind mit Nutella-klebrigen kleinen-Geschwister-Fingerchen die LEGO-Burgen zerlegte oder den Cassetten im Recorder durch „Bandsalat“ den Garaus machte während Sie in der Schule waren und Ihre Eltern angesichts dieser für Sie globalen Katastrophe auch noch nachsichtig lachten und sie zu ebensolchem Verhalten aufforderten, obwohl Sie damals den heutigen Zalando-Zustelldienst gerne für eine portofreie und unwiderrufliche Rücksendung des Übeltäters zu gerne in Anspruch genommen hätten….
Okay, ich WAR (und bin) der kleine Bruder und weiß sehr wohl, wovon ich spreche. Die Eigentumsverhältnisse gegenüber den Besitztümern meiner großen Schwester sah ich sehr liberal, deren Freundinnen, Schallplatten und später auch Teeangerlieben haben mich sehr interessiert und meine Anwesenheitswünsche bei der einen oder anderen Gelegenheit in der elterlichen Wohnung und in ihrem Zimmer hat sie sicher als sehr entbehrlich bewertet und mich nicht immer mit auf den Genfer Konventionen des Kriegsrecht bestehenden Mitteln hinauskomplimentiert…heute hat sich unsere gegenseitige „Willkommenskultur“, um in aktueller Terminologie zu bleiben, natürlich sehr verändert.  Wir sind „dicke“ Miteinander, obwohl uns räumlich die Republik trennt und meistens  erst der Besuch bei unserer Mutter einen persönlichen Austausch oberhalb neuer Medien erlaubt.
Zusammen haben wir mittlerweile mehr Kerzen auf einem fiktiven, gemeinsamen Geburtstagskuchen als jede Feuerversicherung zu decken bereit wäre und doch ist auf wunderschöne Art und Weise die geschwisterliche Vertrautheit  geblieben.  Daran haben höchst unterschiedliche Lebenswege, Weltanschauungen (ich dachte früher sie MUSS einfach vom Briefträger sein!) und glückliche oder glücklose Partnerschaften und Ehen nichts geändert. Das Modell „Geschwistermafia“, also alle im Umkreis von drei Häuserzeilen vom elterlichen Stall angesiedelt,  hat es bei uns nie gegeben. Mal habe ich das bedauert, wenn ich als Geisteswissenschaftler versuchte die Leuchtdioden meiner Deckenlampe möglichst unfallfrei selbst auszutauschen und auch manchmal an traurigen Geburtstagen, an denen ich so gerne den Stall vollgehabt hätte und doch nur 2-3 Kuchenstücke vom Bäcker auf ein bis zwei Tellern zu verteilen hatte, und dann wiederum auch zu schätzen gewusst, wenn unsere raren Treffen und Wiedersehen unbelastet des Alltags waren.
Dieser Monat August ist für mich immer ein besonderer. So werde ich diesmal  bei meinem hochsommerlichen Geburtstag zwei Fünfen zu verkraften haben, was an sich – sofern sie sich nicht auf Zeugnissen wiederfinden – keine große Herausforderung darstellt. Es ist die Zeit im Leben, bei der Konsolidierung in der Profession und Luftschlösser eigener Zukunftsvisionen in den Hintergrund treten sollten und  man sich langsam einmal fragt, wo soll die Reise denn jetzt hingehen und wer sitzt mit einem zusammen auf der Lokomotive, wo man doch bisher immer nur die Züge im Leben gezogen hat, auf denen andere zu transportieren waren und für deren Reiseziel man Verantwortung trug. Man fragt sich, wann der erste, wohlerzogene Konfirmand mit schüchternem, gesenktem Blick einem seinen Platz in der vollen Straßenbahn anbieten wird und ob die Investition in einen Treppenlift noch vor einer Weltreise sinnvoller wäre.
Die begehrten Sportwagen damals nach Ablegen des Führerscheins  gelten heute schon als „Oldtimer“ und so langsam muss man feststellen, dass der Chrom an der Stoßstange (….des Oldtimers natürlich!) sich irgendwie harmonisch an die Farbgebung der Haare an der eigenen Schläfe anpasst. Dennoch ist es ein Gerücht, dass man heimlich nach altersgerechtem Wohnraum Ausschau hält, bloß weil man an einem Friedhof vorbeijoggt. Wenn ich heute also als berufsjugendlicher „Silver Surfer“ mich frage, welche Wellen noch zu reiten sind und ob ich die total verwaschene, an den Knien zerfetzte Jeans wirklich noch anziehen kann ohne zum öffentlichen Ärgernis zu werden, so hat doch eines Bestand:Blut ist dicker als Wasser! – und es macht (mich) glücklich und zufrieden, sich / mich als Mitglied einer Familie zu wissen, sei es als Bruder oder als Vater, hoffentlich noch nicht so schnell als Großvater und hoffentlich noch lange als Sohn.
Liebe ist, was wirklich zählt, auch wenn man es nicht sofort als Kind beim geschwisterlichen Kampf um die größere Portion Spaghetti oder Nachtisch oder die Aufmerksamkeit der Eltern verspürte. Die Zuneigung, die man durch Geschwister erfährt, ist wunderbar, eben auch weil sie sich selten an kritiklose Leidenschaft der Liebesbeziehung zwischen Partnern orientiert, sondern schonungslos selbst längst vergessene, lieber todgeschwiegene Kindheitsverfehlungen ans Tageslicht zu bringen weiß….Gerne immer wieder einmal im Familienkreis preisgegeben unter den  feixenden Kommentaren der eigenen Kinder. So erinnre ich mich sehr wohl an einen Spielfreund aus Kindertagen, der auf seine kleine Schwester stets aufzupassen hatte, wenn die berufstätigen Eltern das nicht sicherstellen konnten. Aber auch ausgerechnet immer dann, wenn wir an den noch Handy- und Wii-losen Nachmittagen auf dem Bolzplatz nach den Hausaufgaben Fußball spielen wollten.  Sein pragmatischer Ansatz, den ich voll unterstütze, war , die kleine Schwester in den heißen Phasen des Spiels mit ihrem Springseil (einschließlich einer gewissen Bewegungstoleranz)  an einen der Pfosten zu binden. Geschuldet war das ausschließlich ihrem Unwillen sich aktiv in Sturm oder Verteidigung am Spiel beteiligen zu wollen, jedoch tat sie das dann doch hier und da unfreiwillig, wenn der Torschuss unabsichtlich sie statt den Pfosten traf….
Ich traf sie vor ein paar Jahren in der Heimatstadt zufällig wieder, heute Chef-Stewardess bei der Lufthansa und noch immer für mich die kleine, blonde  Schwester meines Kumpels. Wir haben über Vieles zusammen gelacht, aber als ich unsere gemeinsamen Fußballnachmittage am Bolzplatz erwähnte war Schluss mit lustig….Dennoch war es wunderbar!
Ihr EvP



Donnerstag, 25. Juni 2015

Vorboten, Boote und Boatpeople, Europa und der Rest der Welt...



Hochverehrter Leser, geneigte Leserin,

Haben Sie sich eigentlich einmal in Ruhe auf dem Globus angeschaut, wie groß zB der Pazifik gegenüber unserem so mühsam vereinten und unter den Euro gezwängten  „Ländle“ Europa scheint, und auch der so genannte schwarze und so elende Kontinent Afrika verfügt über einzelne Staaten, die es allein durchaus mit der Größe unseres Mutterkontinentes, der zudem über Jahrmillionen einfach nur der Boden eines Meeres war, aufnehmen können. Doch wie immer ist „Größe“ auch eine Frage der Selbstperzeption und da waren wir Europäer ja schon immer groß.
Aufnehmen ist das Stichwort:- Wie ein Schiff steuert also der räumlich eher kleine Kontinent Europa durch das schwankende Meer seines Schicksals und immer mehr Menschen aus dem Rest der Welt versuchen verzweifelt sich auf dieses Schiff zu retten. Doch nicht nur armselige Schiffbrüchige aus Krisenländern und kollabierten Staatsformen versuchen sich auf den vermeintlich sicheren Dampfer zu retten. Dazu kommen die mit milliardenschweren Schwarzgeldkoffern,  Oligarchen aus Russland oder China oder Griechenland, die zwar auch nicht gern gesehen, aber dennoch ganz gut gelitten sind, weil sie die Appartementpreise und die Gewinne in London oder Paris so herrlich in die Höhe treiben. Die Meisten kommen aber doch in schrottreifen Seelenverkäufern über die Engen des Mittelmeers, um dabei nicht selten neben vielen Tausend Dollars an Schlepperbanden dann auch noch ihr Leben dabei zu verlieren. Wie immer in der Menschheitsgeschichte für viele eine Katastrophe, aber für wenige, gut vernetzte ein lukratives Geschäft und diese sorgen schon dafür, dass es auch so weiterlaufen wird.
Zwar gibt es heute – offiziell – keinen Sklavenhandel mehr, aber diese Geschäfte erinnern mich sehr an unglaublich grausame Zeiten, die über Jahrhunderte Menschen zur Ware und zum „Vieh“ stempelten, denen keinerlei Würde zugestanden wurde und schon gar keine Rechte. Meiner Spezies ist das ja nicht fremd, aber was der Mensch seinesgleichen so antut, ist wohl einzigartig in der Fauna dieses Planeten. Naja, früher oder später wird Mutter Erde auch diese Spezies als ein Auslaufmodell bewerten und entsprechend behandeln, eine Erfahrung, die auch die Dinosaurier bereits machten, auch wenn sie noch nicht über i-phone,  Burger King und die „Lindenstraße“ verfügten….
Was also tun in der Situation, wenn immer mehr Menschen aus aller Welt hier am vermeintlichen Wohlstand übersättigter Europäer teilhaben wollen? Die Festung Europa verminen und mit neuen Grenzen und Zäunen versuchen, die Würdigen von den Unwürdigen, die Nutzbringenden von den Nutzlosen und angeblichen Schmarotzern zu trennen?  Das wird so nicht funktionieren, das beweist der Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko genauso wie der nun zwischen dem EU- Balkan und Nicht- EU- Balkan geplante „Schutzwall“ beweisen wird. Schön ist das nicht, schon gar nicht menschenwürdig und überhaupt eine Schräglage, deren Ursachen zu durchblicken nicht so einfach ist, wie manche mit dem Bedürfnis zu polarisieren gerne hätten. Tatsache ist, dass die sogenannten reichen Länder Europas, die meiner unbedeutenden Ebermeinung nach auch keinesfalls so homogen unter diesem Begriff zusammen zu fassen sind,  nicht die Probleme der kompletten Rest-Welt durch Aufnahme aller Flüchtlinge zu lösen im Stande sind. Dennoch geht es jedem Schoßhündchen einer europäischen Rentnerin besser als Abertausenden von hungernden Kindern in der sogenannten III Welt. Dies ist eine Schieflage, die sich durch die „Eingriffe“ eben der reichen und mächtigen Länder dieser Welt zB beim Arabischen Frühling vieler Nationen, gut gewürzt mit dem einen oder anderen US-Bombardement,  noch zusätzlich verschärft hat. Nur, dass gerade die USA und ihre Koalitionen der „Willigen“ es beim Zerstören belassen haben und die notwenigen Folgemaßnahmen  gerne anderen überlassen. Dennoch ist es wohl ein Gebot der Menschlichkeit (übrigens auch unter uns Schweinen durchaus verbreitet, wobei für uns das Wort eher als Tautologie verstanden wird…) nicht einfach Tausende Menschen verrecken oder in Flüchtlingscamps verrotten zu lassen. 
Ich kann mich sehr gut an die Schlaghosen-Siebziger erinnern, als es bereits Science Fiction Romane gab, die von einer zukünftigen, waffenstarrenden Festung Europa handelten, die sich gegenüber allen anderen mit Gewalt und mörderischen Grenzanlagen zu Lande, Luft und Wasser abschottete. Das hat mich schon als Kind erschreckt, wuchs ich doch im Schatten einer ebenfalls  mörderischen Grenzanlage zwischen damals Ost und Westdeutschland auf, die sich heute vom Todestreifen zum Glück in Biosphärenreservate und Wildschutzzonen entwickelt hat, was ein ungeheures Geschenk und Glück für uns alle ist. Ich denke dabei oft an meine Eltern, die als Teenager nach dem Zweiten Weltkrieg ein zerstörtes  und vor allem geächtetes Deutschland wieder aufbauen mussten. Ich glaube nicht, dass sie auf die Idee gekommen wären, in einer Nussschale nach Skandinavien zu fahren um dort Asyl in einem anders riechenden Stall zu beantragen, sondern es galt eben das eigene Land wieder aufzubauen, auch wenn dabei viele Jugend, Lebensfreude und auch Gesundheit opferten bevor die Zeit des Wirtschaftswunders üppige Blondinen in Kräuselkreppstrumpfhosen und ebensolch rosige Ferkel sowie Häuslebauer-Kanzler mit Zigarren und dem Millionsten VW- Käfer hervorbrachte. Aber der Unterschied war eben, dass es damals keine weltweiten, medialen Bilder gab, die selbst in entfernteste Landstriche Asiens, schmutzige Slums, Jurten und Hütten die glänzenden Fernsehbilder einer für diese Menschen schier unvorstellbaren Wohlstandswelt projizieren , sodass es offenbar trotz Armut und Krieg noch vielen, sehr vielen möglich ist, die nicht unerhebliche, nötige Anzahl von Dollars für die skrupellosen Schlepperbanden zusammenzubringen und darüber hinaus das Leben zu riskieren.
Da ist es eben auch vielen europäischen Regierungen nicht zu verdenken, dass sie diese eigentlich humanitären Verpflichtungen angesichts eigener Binnenprobleme und ggf im Wahlkampf stehend auf lediglich Faktoren wie „zusätzliche Belastungen“ und notwenige Summen Steuergeld und Haushaltsmittel  reduzieren. Nur: -  wie das dem zunehmend kritischen Bürger Europas verkaufen? Gutmenschentum? Christliche Werte?.... oder eben „besser für Camps in Afrika zahlen als die Afrikaner hier an den Bahnhöfen herumlungern sehen zu müssen………“. Schwieriger Spagat.! Multikulti mag ja gut sein, ist aber meiner Meinung nach nicht Selbstzweck. Deshalb sollte man uns auch nicht für dumm verkaufen wollen. Zwar braucht das vergreisende Europa einen ständigen Zustrom von jungen und qualifizierten oder zumindest qualifizierbaren Arbeitskräften, auch um unseren Wohlstand überhaupt erst in die Zukunft retten zu können, aber das geht eben nicht ohne Konzepte, die einen ganzheitlichen Ansatz erfordern, der auch innereuropäisch solidarisch und gerecht abgestimmt werden muss. Das wird allerdings so schnell kaum geschehen, denn wenn es teuer oder problematisch wird, dann ist Binneneuropa eben NICHT solidarisch, sondern ein jeder versucht seine Wähler ruhig zu stimmen und sie vor unliebsamen Wahrheiten aus purem Eigennutz zu schützen. Dabei gibt es viele Karten zu spielen, ein bisheriges Ass im Ärmel war gerne das böse Deutschland, auf dessen Schuldsyndrom nach 1945 man sich gerne beruft wenn man ungerecht verteilte Lasten begründbar machen will.
Doch dieses Schwert wird auch langsam stumpf. Längst sind national-populistische Kräfte und Parteien in ganz Europa auf dem Vormarsch. Selbst das beschauliche Dänemark eifert der französischen Front Nationale nach. Durch polarisierende Diskussionen über Flüchtlinge wird dieses Klima nicht besser. Aber es fehlen dramatisch Konzepte und Lösungen. Wie soll man zum Beispiel mit 100 jungen Afrikanern in der schwäbischen Provinz oder in der Altmark in schnell hochgezogenen Asylantenheimen und in einer Region, in der es weder Perspektiven für die Alteingesessenen noch für Zuwanderer mit oder ohne Qualifikation und Sprachkenntnisse gibt , umgehen?  Ich habe Sorge, dass sich hier früher oder später die Geschichte wiederholt:- die Schwachen, Bildungsfernen und Unzufriedenen suchen sich noch schwächere Sündenböcke. Das darf nie wieder geschehen.
Ich hoffe, diese Sorge teilen verantwortliche Politikerinnen und Politiker in Europa mit mir ohne stets nur auf die eigene Wiederwahl oder Klientel und Lobbyisten im eigenen Lande zu schielen. Wir brauchen keine dunkelhäutigen Arbeitnehmer zweiter Klasse, rechtlos und ausgebeutet in den Spülküchen europäischer Gastronomie oder auf Spargelfeldern. Wir brauchen ein solides Konzept gesteuerter Zuwanderung mit einer Vernetzung bis in die Herkunftsländer und wir müssen in den Ländern investieren , aus denen Menschen zu uns kommen wollen, damit auch dort Rechtsstaatlichkeit und damit lebenswerte Verhältnisse einkehren, die der Migration und den Schleppern den Boden entziehen. Niemand und kein Schwein auf der Welt verlässt gerne seine Heimat! Das kostet natürlich Geld, viel Geld, aber sicher weniger als die Bankenrettung oder Tranchen für Griechenland, das offenbar unfähig ist eigene Konzepte zur Verbesserung im Lande auf den Weg zu bringen, sondern sich in guter bisheriger Gewohnheit auf die Überbringer von Geldkoffern aus Europa verlassen will….
Schöne neue, aber keineswegs heile Welt! …Ihr EvP

Donnerstag, 5. Februar 2015

Der Zorn Gottes...



Hochverehrte Leserin, hochverehrter Leser,
bisher kennen Sie den „guten alten Grunzer“ Eberhard nur voller augenzwinkernder Empathie und mit dem Schalk in den Nackenborsten, der zwar manchmal wohlwollend schwadroniert und kritisiert, aber sich aus der Sicht des warmen Stalles in der Wärme mitteleuropäischer Wohlstandskultur und ALDI- Glückseligkeit  mit großem Herz und spitzer Feder zu äußern weiß. Aber jetzt hat sein Aggregatzustand von besorgt über bestürzt zu zornig und wütend  gewechselt!
Als politisch interessierter und weitgereister Eber mit einem ganzen Rucksack an Erfahrungen, gesammelt akribisch auf der ganzen Ersten, Zweiten und Dritten Welt, in Krieg und in Frieden, fragt er sich nun, ob wir in unserer dickfälligen Wohlstandswatte, in die wie gepackt sind, wie in sich selbst ruhende XXL- Kinder an der Bushaltestelle mit ihren Chipstüten und eineinhalb-Liter Colaflaschen, überhaupt noch wahrnehmen, was WIRKLICH zur Zeit in der Welt vor sich geht!
Wir sind es ja gewohnt die Gräuel der Fernsehbilder der Nachrichtensender in unseren Ställen mit vollem After-Dinner-Bauch zu konsumieren, zappen von Völkermord zu Hungerkatastrohen, von Vulkanausbrüchen zu Börsendaten, doch wir verstehen davon wenig, sind seltsam unbeteiligter Betrachter  und wollen es auch gar nicht anders, auch und vor allem, weil es uns schlicht und einfach nicht persönlich betrifft. 
Wir haben einen historisch tiefen Ölpreis, gut fürs Portemonnaie, buchen den nächsten Sommerurlaub mit Frühbucherrabatt und stellen fest, dass bei den Lebensmitteldiscountern durch den Wettbewerb untereinander uns immer billigeres Fleisch aus Tier-KZs angeboten wird (würg…) 

Doch sehen wir eigentlich wirklich was unser globaler Mitbewerber, der Homo Sapiens Sapiens, angeblich der „Weise und Gescheite“, aber der Mensch, der des Menschen Wolf ist und immer war, sich selbst antut? Nein wir wollen das gar nicht, mag es doch in den betroffenen Ländern selbst geregelt werden, bitteschön ,aber schnell, damit nicht noch mehr Flüchtlinge den sozialen Frieden der angehenden Ruheständlernation zu stören in der Lage sind. Unappetitlich ist es ebolakranke Patienten in Buschlazaretten ansehen zu müssen und dann auch noch vermeintlich den Mantel mit denen teilen zu müssen, die Tod und Elend, Vertreibung, Vergewaltigung oder auch einfach nur existenzieller Armut versuchen entkommen zu können. Wohlgemerkt…unsere Ställe können nicht das Sozialamt der Welt werden, aber auch ebenfalls nicht das Sozialamt milliardenschwerer Zockerbanken, die es verstehen ihre Lobby und den Druck auf die politisch Handlenden so auszuweiten, dass der anonyme Steuerzahler – oft genug vorsätzlich im Dunklen gelassen durch die Politik – ihre Verluste zu tragen und ihre persönlichen Manager-Boni zu erhalten hat.

Aber es geht noch viel schlimmer:- In der Ukraine herrscht Krieg. Ein Diktator wie der russische Präsident setzt auf Gewalt um seine hegemonialen Ziele durchzusetzen und zerreißt ein Land straflos vor den Augen der Weltgemeinschaft. Was ist zu tun? Wieder einmal auf Zeit zu setzen oder mit Wirtschaftssanktionen zu drohen, über die es allein bei 28 EU Nationen mit zT russlandfreundlichen Regierungen niemals echten Konsens gibt. Lächerlich! Selbst der Bombenterror gegen deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg– dieser harte Vergleich sei hier durchaus erlaubt – hat kein einlenken der Mächtigen gebracht und hat die verzweifelten und betroffenen Menschen nur noch enger in den Todeskampf eines verbrecherischen Systems getrieben.
Nein, jetzt und sofort gilt es zu handeln, vielleicht auch mit Waffenlieferungen moderner Technologie, die der ukrainischen Armee Mittel der Ebenbürtigkeit gegenüber dem nicht versiegenden Strom russischer Unterstützung geben könnte. Manchmal muss man eben wählen zischen einer schlechten oder einer noch schlechteren Lösung. Nichts zu tun heißt Putin Tatsachen schaffen zu lassen die das ganze Sicherheitsgefüge Europas gefährden könnten. Ein Dreivierteljahrhundert Frieden in Mitteleuropa nach Ende des Zweiten Weltkriegs, von kleineren Unappetitlichkeiten wie dem Balkankrieg einmal abgesehen, haben uns den Blick dafür verstellt, dass Frieden und Freiheit bei weitem nicht selbstverständlich sind, hart erkämpft wurden und mit ungeheuren Leiden verbunden waren, die die Generation meiner Eltern noch höchst präsent im Kopf hat.
Aber es geht noch schlimmer:-  Öffentliche Exekutionen gibt es in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr. Subtil wird in den (westlichen!) Ländern, in denen die Todesstrafe leider noch zum Portfolio staatlicher Rache an Delinquenten gehört, über Giftspritzencocktails für vermeintlich humaneres Töten diskutiert, aber islamische Terrororganisationen überziehen die Welt mit unglaublicher Grausamkeit. Sie köpfen willkürlich gefangengenommene Journalisten und Angehörige von Hilfsorganisationen und verbrennen Piloten bei lebendigem Leib. Bilder, die wir im Hinterkopf mit dem Mittelalter in Europa verbinden, wo Hexenwahn und religiöse Intoleranz zum Alltag gehörten und jedes Kind mit dem Schreien von gequälten Menschen auf Folterbänken und Scheiterhaufen aufwuchs.
Doch es ist jetzt und hier und heute, dass es passiert. Vor unseren Augen, von Eiferern gefilmt, in Netzwerke gestellt und menschenverachtend umjubelt. Ich schäme mich einmal mehr für den Menschen, die angebliche Krönung der Schöpfung, der im Namen eben dieses Schöpfers, wie er auch bezeichnet werden mag von Gott bis Allah, vom Propheten bis zum Erlöser, das Blut seiner Brüder und Schwestern so grausam vergießt. Was tun also? Wohlfeile Diplomatie ist hier längst nicht mehr gefragt, weder gegen die ISIS im Nahen Osten noch gegen die Separatisten von Moskaus Gnaden in der Ukraine.  „Bestürzung“ und „Erschrecken“ artikuliert die politisch cleane Welt des Westens, „Mitgefühl“ und „Schockstarre“, doch was weiter frage ich? Lässt man gewähren oder greift man ein, muss man sich um mühsame Mandate bemühen oder soll man sich – wie so oft und so gerne  - weg ducken? Ich habe den Glauben an die Tatkraft und Wehrhaftigkeit unserer westlichen, demokratischen Welt voller Bequemlichkeit verloren, obwohl ich genauso ihre unschätzbaren Werte alternativlos anerkenne. Doch zu sehr hat man Angst selbst zum Ziel zu werden, verkriecht sich aus Angst vor dem Terror, der sich nicht scheut unglaubliche Verbrechen nicht nur in New York 2001 sondern auch sonst wo in der Welt, auch in Deutschland,  tödlich effizient und eiskalt geplant durchzuführen. Zu sehr haben wir Angst um Märkte und Moneten, um Konsequenzen einer klaren Positionierung gegen den Terror und gegen den Krieg,  wenn es eben sein muss auch mit Waffengewalt und internationaler Solidarität vorzugehen. Dafür bekommt sogar der Bundespräsident öffentlich Schelte wenn er es vorsichtig andeutet. 
Krieg und Terror im Namen der Religion ist immer gut vernetzt und noch besser finanziert, das war schon vor 1000 Jahren so als man im Rahmen der Kreuzzüge quasi ganz nebenbei plünderte und mordete und Mitbewerber in Kleinasien, der Levante und im Heiligen Land ausschaltete. Die Geldgeber heute in Kaftanen oder Nadelstreifen genießen in wohltemperierten Marmortempeln unter Wüstensonne oder im westlichen Nobel-Asyl was sie mit ihren Milliarden anrichten, während ihre schwarz verschleierten Frauen in der Schweiz oder London, Paris oder Berlin, New York oder sonst wo im verhassten Feindesland in teuren Boutiquen und bei Nobelkarossenherstellern shoppen. DAS schafft Umsatz und Wohlstand, erhält Arbeitsplätze und vermittelt uns allen das Gefühl, dass man sich doch eigentlich einig sei……trügerisch und zynisch zugleich…die Schlächter von ISIS und in der Ukraine wissen schon warum sie uns als schwach und unentschlossen, feige und dekadent bewerten.
Wohlgemerkt: Niemand braucht neue Kreuzzüge und jeder weiß, dass Gewalt nur wieder Gewallt gebiert, Hass nur neuen Hass schürt und Rache und Vergeltung in einer Spirale des Verderbens enden müssen. Aber tatenlos mit Kopf im Sand kann und darf keine Antwort sein. Manchmal muss man eben auch zu den Waffen greifen um Schlimmeres verhindern zu können. Für mich ist das eine Form von Notwehr, die jedermann und jeder Nation zusteht, auch um damit einem anderen, schutzlosen beizustehen. Denken Sie an meine Worte wenn demnächst wieder ein junger Pilot verbrannt, eine ungehorsame Tochter gesteinigt oder verwaiste Kinder vor den Ruinen ihres zerstörten Dorfes in der Ostukraine oder in Nigeria oder anderswo über unsere hochmodernen Flachbildschirme flimmern. Seien Sie herzlich eingeladen, sich selbst Ihre Meinung zu bilden
Ihr
EvP