Sehr geehrte Leserschaft,
Es ist ein Klischee, dass viele Menschen - und auch wir, nos porcus - nach getanem Tagwerk abends gerne unter der Ferkelwärmelampe im Stall sitzen und uns „gemütlich“ die Welt da draußen auf dem Flatscreen präsentieren lassen, vielleicht ein Gläschen Chateau-Neuf-du-Pig dabei trinken und wir unterhalten werden sollen, so wie das die Familienshows der Siebziger mit vermeintlichen Prachtebern wie Hans Rosenthal oder Wim Thoelke, Frankenfeld oder im Osten Riverboat, im Sinne hatten.
Nein, heute sind die meisten Nachrichten und Bilder der scheinbar ununterbrochen laufenden News Channel von Krieg, Terror, Hunger, Zerstörung, Katastrophen und Leid dominiert. Regelmäßig kommen noch Wahlschlappen hinzu und mehr als 2 Jahre dominierten die sogenannten Inzidenzen unsere Berieselung. Bad News are good News, wie die Medienmacher wissen.
Oft höre ich im Nachbar- und Freundeskreis, dass man /sau ja gar keine Lust mehr hätte auf solche Bilder aus aller Welt, gewürzt mit Sensationsjournalismus und dämlichen Vorabendsendungen, bei denen eingespielt und orchestriert gelacht wird, weil Hunde in Swimmingpools fallen oder Knirpse mit Dreirädern den Opa umfahren oder man die Frauen(Sauen-)Welt beim Einparken filmt…
Aber vor allem der Krieg und damit verbundenes, unsägliches Leid ist praktisch immer und überall präsent, weltweit, weil er eben auch weltweit zu jeder Zeit stattfindet. Das war früher so, ist heute so und wird auch immer so bleiben. Dieses Wesen der menschlichen Natur, Kriege zu führen aus welchem Grund auch immer, wird uns wohl – gottlob! – für immer verborgen bleiben.
Naturgemäß bringt die Globalisierung und die moderne Medientechnologie die Bilder weltweiten Tötens, Zerstörens und Vertreibens quasi in Echtzeit in unsere Wohnzimmer und Ställe. Ich stelle fest, man stumpft fast ab, sobald neue Bilder von neuen Kriegsschauplätzen in der Primetime über den Bildschirm flimmern, die Konflikte so unterschiedlich in ihren Ursachen wie die Länder in denen sie stattfinden und die Menschen, die sie führen. Afrikanische Kindersoldaten, Fanatische IS- Kämpfer, russische Truppen oder amerikanische Drohnen, sie alle sind ein Schlag ins Gesicht des Humanismus, der doch im zwischenmenschlichen Miteinander zivilisierter Völker so selbstverständlich sein sollte wie das täglich Brot.
Doch war das jemals anders? Kaum, werden Sie sagen, nur früher wusste man eben nichts davon, was in der weiten Welt passiert. Nachrichten brauchten noch vor 100 Jahren Tage oder Wochen, um uns über die Zeitungen zu erreichen, manche Katastrophen oder Genozide gingen sogar vollkommen an uns vorbei, weil man gar nicht wusste, wo diese Länder liegen und welche Konflikte dort zu Kriegen und schreiender Ungerechtigkeit führten.
In meiner Kindheit wurde nur wenig auf den zunächst nur schwarz/weißen Fernseher in damals modischer Holzkommode hinter einer Schiebetür geschaut und mangels Fernbedienungen wurde auch nur selten ein einmal laufendes Programm gewechselt, es gab ja auch nur zwei, später drei Kanäle zur Auswahl.
Doch ich erinnere mich gut an die Bilder aus Vietnam, die in unser Wohnzimmer im Stall flimmerten und selbst – oder gerade – in schwarz/weiß mir schon als Ferkel-Knirps klarmachten, dass Krieg die Hölle auf Erden sein muss. Meine Eltern und meine Großmutter waren davon sehr betroffen, waren für sie die Erinnerungen an den 2. Weltkrieg noch beängstigend präsent.
Mein Urgroßeber Arno hatte das fast schon unvorstellbare Glück, den Ersten Weltkrieg zu überleben, obwohl er ihn vom ersten bis zum letzten Tag an vorderster (West-) Front als Infanterist durchlitten hat. Hochdekoriert vom Töten in den Schützengräben kehrte der kleine Bahnbeamte und Nebenerwerbsbauer in seine thüringische Heimat zurück und meine Großmutter wunderte sich damals schon als Ferkel mit blonden Zöpfen, warum er nie ein Wort über diese vier Jahre in der Hölle verlor. Nur in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, als mittlerweile älterer Mann, ging er „aufs Amt“ und warf seine Orden dort hin, denn der einzige Nachbar, der mit ihm zusammen als „Front- und Grabenschweine“ das Sterben in Flandern und vor Verdun überlebt hat, war der jüdische Friseur des Dorfes, den man gerade über Nacht auf Nimmerwiedersehen von der Gestapo abgeholt hatte. Arno wurde bei der Bahn degradiert und trotz gesundheitlicher Einschränkungen musste er fortan als einfacher Arbeiter der „Rotte“, die das Gleisbett schaufelten, sein Leben fristen. Wahrscheinlich hat er dabei sogar noch Glück gehabt, denn er überlebte den Nationalsozialismus und starb hochbetagt voller Schmerz und Trauer - aber stets gefasst - über drei Söhne und einen Schwiegersohn, die im Inferno des Zweiten Weltkriegs ihr Leben ließen.
Heute wechseln sich die Kriege quasi im Minutentakt auf dem Bildschirm ab; sie haben selten bekannte Gesichter. Oftmals bleiben uns die Schicksale der Betroffenen nicht gegenwärtig, werden sie schon von neuen Opfern neuer Krieg im Wohnzimmerstall abgelöst.
In der Tagesschau kommt Ukraine vor Gaza, im ZDF mag es ´mal umgekehrt sein, dazwischen Erdbeben in Afghanistan, Hunger in der Sahelzone und Säbelrasseln der Chinesen vor Taiwan.
Tja, abschalten bringt nichts, obwohl man es manchmal möchte, denn es zeigt uns, wie unglaublich privilegiert wir leben dürfen, in Rechtsstaatlichkeit – wenn sie auch wehrhafter sein müsste! – in Wohlstand und einem Land, wo die Regale so übervoll sind wie die Bäuche und man „Probleme“ wie Genderwahnsinn und „woke“ oder „queer“ in Talkshows wälzt und den Menschen vorschreiben will, wie mobil sie sein sollen, wieviel Fleisch sie essen sollen oder dürfen, wenn gleichzeitig auf der Welt Millionen des Hungers sterben! Wir sind dabei, stets live und in Farbe!
Liebe Leserinnen und Leser, Sie sehen und lesen: - nicht immer ist mir danach, über die kleinen Lässlichkeiten des Alltags genüsslich, aber zwischenmenschlich- zwischenschweinisch wohlwollend, zu schwadronieren.
Es gibt keine gerechten Kriege, auch nicht, wenn sie aus Vergeltung und schon gar nicht aus scheinbar höheren Motiven als „Glaubenskriege“ geführt werden. Zwar muss man sich verteidigen können – das gilt für mich sowohl also Individuum als auch als Staat! – aber Gewalt führt immer zu mehr Gewalt, zu mehr Hass und zu unsäglichem Leid der unschuldigen Opfer.
Mir ist es mittlerweile egal, ob wir Sonden auf den Mars schicken, ob der Dow-Jones sinkt oder fällt und ob bei der Oscar-Verleihung schillernde Medienstars gefeiert werden. Ich wünsche mir Frieden für uns alle und hoffe, dass der Homo sapiens sapiens, die angebliche Krönung der Schöpfung nach Gottes Ebenbild, endlich seine kaum Zehntausend Jahre Zivilisation als ein wunderbares Geschenk erkennt und nicht weiterhin sich selbst der größte Feind ist.
Okay, dass es zukünftig mehr Vegetarier geben sollte, wäre ein ganz persönlicher Wunsch, schließlich werden in Deutschland pro Jahr weit mehr Schweine geschlachtet, als wir Hominide Einwohner haben.
„Give peace a chance“, wie John Lennon zeitlos komponierte und sang, bevor er vor rund einem halben Jahrhundert das Opfer eines geistig verwirrten Mörders wurde.
Bleiben Sie gesund und aufmerksam
Ihr
EvP