Hochverehrter Leser, geneigte Leserin,
Haben Sie sich eigentlich einmal in Ruhe auf dem Globus angeschaut, wie groß zB der Pazifik gegenüber unserem so mühsam vereinten und unter den Euro gezwängten „Ländle“ Europa scheint, und auch der so genannte schwarze und so elende Kontinent Afrika verfügt über einzelne Staaten, die es allein durchaus mit der Größe unseres Mutterkontinentes, der zudem über Jahrmillionen einfach nur der Boden eines Meeres war, aufnehmen können. Doch wie immer ist „Größe“ auch eine Frage der Selbstperzeption und da waren wir Europäer ja schon immer groß.
Aufnehmen ist das Stichwort:- Wie ein Schiff steuert also der räumlich eher kleine Kontinent Europa durch das schwankende Meer seines Schicksals und immer mehr Menschen aus dem Rest der Welt versuchen verzweifelt sich auf dieses Schiff zu retten. Doch nicht nur armselige Schiffbrüchige aus Krisenländern und kollabierten Staatsformen versuchen sich auf den vermeintlich sicheren Dampfer zu retten. Dazu kommen die mit milliardenschweren Schwarzgeldkoffern, Oligarchen aus Russland oder China oder Griechenland, die zwar auch nicht gern gesehen, aber dennoch ganz gut gelitten sind, weil sie die Appartementpreise und die Gewinne in London oder Paris so herrlich in die Höhe treiben. Die Meisten kommen aber doch in schrottreifen Seelenverkäufern über die Engen des Mittelmeers, um dabei nicht selten neben vielen Tausend Dollars an Schlepperbanden dann auch noch ihr Leben dabei zu verlieren. Wie immer in der Menschheitsgeschichte für viele eine Katastrophe, aber für wenige, gut vernetzte ein lukratives Geschäft und diese sorgen schon dafür, dass es auch so weiterlaufen wird.
Zwar gibt es heute – offiziell – keinen Sklavenhandel mehr, aber diese Geschäfte erinnern mich sehr an unglaublich grausame Zeiten, die über Jahrhunderte Menschen zur Ware und zum „Vieh“ stempelten, denen keinerlei Würde zugestanden wurde und schon gar keine Rechte. Meiner Spezies ist das ja nicht fremd, aber was der Mensch seinesgleichen so antut, ist wohl einzigartig in der Fauna dieses Planeten. Naja, früher oder später wird Mutter Erde auch diese Spezies als ein Auslaufmodell bewerten und entsprechend behandeln, eine Erfahrung, die auch die Dinosaurier bereits machten, auch wenn sie noch nicht über i-phone, Burger King und die „Lindenstraße“ verfügten….
Was also tun in der Situation, wenn immer mehr Menschen aus aller Welt hier am vermeintlichen Wohlstand übersättigter Europäer teilhaben wollen? Die Festung Europa verminen und mit neuen Grenzen und Zäunen versuchen, die Würdigen von den Unwürdigen, die Nutzbringenden von den Nutzlosen und angeblichen Schmarotzern zu trennen? Das wird so nicht funktionieren, das beweist der Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko genauso wie der nun zwischen dem EU- Balkan und Nicht- EU- Balkan geplante „Schutzwall“ beweisen wird. Schön ist das nicht, schon gar nicht menschenwürdig und überhaupt eine Schräglage, deren Ursachen zu durchblicken nicht so einfach ist, wie manche mit dem Bedürfnis zu polarisieren gerne hätten. Tatsache ist, dass die sogenannten reichen Länder Europas, die meiner unbedeutenden Ebermeinung nach auch keinesfalls so homogen unter diesem Begriff zusammen zu fassen sind, nicht die Probleme der kompletten Rest-Welt durch Aufnahme aller Flüchtlinge zu lösen im Stande sind. Dennoch geht es jedem Schoßhündchen einer europäischen Rentnerin besser als Abertausenden von hungernden Kindern in der sogenannten III Welt. Dies ist eine Schieflage, die sich durch die „Eingriffe“ eben der reichen und mächtigen Länder dieser Welt zB beim Arabischen Frühling vieler Nationen, gut gewürzt mit dem einen oder anderen US-Bombardement, noch zusätzlich verschärft hat. Nur, dass gerade die USA und ihre Koalitionen der „Willigen“ es beim Zerstören belassen haben und die notwenigen Folgemaßnahmen gerne anderen überlassen. Dennoch ist es wohl ein Gebot der Menschlichkeit (übrigens auch unter uns Schweinen durchaus verbreitet, wobei für uns das Wort eher als Tautologie verstanden wird…) nicht einfach Tausende Menschen verrecken oder in Flüchtlingscamps verrotten zu lassen.
Ich kann mich sehr gut an die Schlaghosen-Siebziger erinnern, als es bereits Science Fiction Romane gab, die von einer zukünftigen, waffenstarrenden Festung Europa handelten, die sich gegenüber allen anderen mit Gewalt und mörderischen Grenzanlagen zu Lande, Luft und Wasser abschottete. Das hat mich schon als Kind erschreckt, wuchs ich doch im Schatten einer ebenfalls mörderischen Grenzanlage zwischen damals Ost und Westdeutschland auf, die sich heute vom Todestreifen zum Glück in Biosphärenreservate und Wildschutzzonen entwickelt hat, was ein ungeheures Geschenk und Glück für uns alle ist. Ich denke dabei oft an meine Eltern, die als Teenager nach dem Zweiten Weltkrieg ein zerstörtes und vor allem geächtetes Deutschland wieder aufbauen mussten. Ich glaube nicht, dass sie auf die Idee gekommen wären, in einer Nussschale nach Skandinavien zu fahren um dort Asyl in einem anders riechenden Stall zu beantragen, sondern es galt eben das eigene Land wieder aufzubauen, auch wenn dabei viele Jugend, Lebensfreude und auch Gesundheit opferten bevor die Zeit des Wirtschaftswunders üppige Blondinen in Kräuselkreppstrumpfhosen und ebensolch rosige Ferkel sowie Häuslebauer-Kanzler mit Zigarren und dem Millionsten VW- Käfer hervorbrachte. Aber der Unterschied war eben, dass es damals keine weltweiten, medialen Bilder gab, die selbst in entfernteste Landstriche Asiens, schmutzige Slums, Jurten und Hütten die glänzenden Fernsehbilder einer für diese Menschen schier unvorstellbaren Wohlstandswelt projizieren , sodass es offenbar trotz Armut und Krieg noch vielen, sehr vielen möglich ist, die nicht unerhebliche, nötige Anzahl von Dollars für die skrupellosen Schlepperbanden zusammenzubringen und darüber hinaus das Leben zu riskieren.
Da ist es eben auch vielen europäischen Regierungen nicht zu verdenken, dass sie diese eigentlich humanitären Verpflichtungen angesichts eigener Binnenprobleme und ggf im Wahlkampf stehend auf lediglich Faktoren wie „zusätzliche Belastungen“ und notwenige Summen Steuergeld und Haushaltsmittel reduzieren. Nur: - wie das dem zunehmend kritischen Bürger Europas verkaufen? Gutmenschentum? Christliche Werte?.... oder eben „besser für Camps in Afrika zahlen als die Afrikaner hier an den Bahnhöfen herumlungern sehen zu müssen………“. Schwieriger Spagat.! Multikulti mag ja gut sein, ist aber meiner Meinung nach nicht Selbstzweck. Deshalb sollte man uns auch nicht für dumm verkaufen wollen. Zwar braucht das vergreisende Europa einen ständigen Zustrom von jungen und qualifizierten oder zumindest qualifizierbaren Arbeitskräften, auch um unseren Wohlstand überhaupt erst in die Zukunft retten zu können, aber das geht eben nicht ohne Konzepte, die einen ganzheitlichen Ansatz erfordern, der auch innereuropäisch solidarisch und gerecht abgestimmt werden muss. Das wird allerdings so schnell kaum geschehen, denn wenn es teuer oder problematisch wird, dann ist Binneneuropa eben NICHT solidarisch, sondern ein jeder versucht seine Wähler ruhig zu stimmen und sie vor unliebsamen Wahrheiten aus purem Eigennutz zu schützen. Dabei gibt es viele Karten zu spielen, ein bisheriges Ass im Ärmel war gerne das böse Deutschland, auf dessen Schuldsyndrom nach 1945 man sich gerne beruft wenn man ungerecht verteilte Lasten begründbar machen will.
Doch dieses Schwert wird auch langsam stumpf. Längst sind national-populistische Kräfte und Parteien in ganz Europa auf dem Vormarsch. Selbst das beschauliche Dänemark eifert der französischen Front Nationale nach. Durch polarisierende Diskussionen über Flüchtlinge wird dieses Klima nicht besser. Aber es fehlen dramatisch Konzepte und Lösungen. Wie soll man zum Beispiel mit 100 jungen Afrikanern in der schwäbischen Provinz oder in der Altmark in schnell hochgezogenen Asylantenheimen und in einer Region, in der es weder Perspektiven für die Alteingesessenen noch für Zuwanderer mit oder ohne Qualifikation und Sprachkenntnisse gibt , umgehen? Ich habe Sorge, dass sich hier früher oder später die Geschichte wiederholt:- die Schwachen, Bildungsfernen und Unzufriedenen suchen sich noch schwächere Sündenböcke. Das darf nie wieder geschehen.
Ich hoffe, diese Sorge teilen verantwortliche Politikerinnen und Politiker in Europa mit mir ohne stets nur auf die eigene Wiederwahl oder Klientel und Lobbyisten im eigenen Lande zu schielen. Wir brauchen keine dunkelhäutigen Arbeitnehmer zweiter Klasse, rechtlos und ausgebeutet in den Spülküchen europäischer Gastronomie oder auf Spargelfeldern. Wir brauchen ein solides Konzept gesteuerter Zuwanderung mit einer Vernetzung bis in die Herkunftsländer und wir müssen in den Ländern investieren , aus denen Menschen zu uns kommen wollen, damit auch dort Rechtsstaatlichkeit und damit lebenswerte Verhältnisse einkehren, die der Migration und den Schleppern den Boden entziehen. Niemand und kein Schwein auf der Welt verlässt gerne seine Heimat! Das kostet natürlich Geld, viel Geld, aber sicher weniger als die Bankenrettung oder Tranchen für Griechenland, das offenbar unfähig ist eigene Konzepte zur Verbesserung im Lande auf den Weg zu bringen, sondern sich in guter bisheriger Gewohnheit auf die Überbringer von Geldkoffern aus Europa verlassen will….
Schöne neue, aber keineswegs heile Welt! …Ihr EvP
Sehr geehrter Herr von und zu...,
AntwortenLöschenwären Sie Politiker, würde ich sie wählen :-)
knus
Angelika
Liebe Angelika,
AntwortenLöschenich freue mich, wenn Eberhard zumindest von dir das Vertrauen ausgesprochen bekommt. Nicht umsonst geht ja fast nur noch jeder Zweite in Deutschland zur Wahlurne, offenbar mangels Vertrauen in die, die man dort a la carte auswählen kann. Aber eigentlich strebt er kein politisches Amt an, denn dann dürfte er sich ja nicht über dieses oder jenes beschweren, sondern müsste sich selber fragen warum er nicht handelt Dennoch hat Eberhard eine Grundvoraussetzung zur Karriere, auch zur politischen….er ist eben Schwein ;O)
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