Sonntag, 15. Januar 2017
Ubi bene, ibi patria...
Verehrte Leserin, verehrter Leser….
…ich schicke voraus :- Menschen, die kein Schweinefleisch essen, egal aus welchen Grund, sind mir sympathisch und haben bei mir einen Stein im Brett, aber es schützt sie nicht davor, dass sie die ganze Härte des Gesetztes treffen möge, wenn sie feige Mörder und fanatische Hassprediger sind, wenn sie die Errungenschaften der modernen und offenen Gesellschaft mit Füssen treten. Errungenschaften, die uns auch nicht in den Schoß fielen, für die wir jahrhundertelang gegen die Intoleranz der Kirche mit Ihrer grausamen Inquisition, die starre Ständegesellschaft der Monarchie, die Diktaturen und Eroberer gekämpft haben. Das war leider verbunden mit einem unglaublichen Blutzoll, der auf europäischen Boden während der letzten 2 Jahrtausende vergossen wurde und wir heute haben die Gnade der späten Geburt, die uns seit mehr als 70 Jahren Frieden, Wohlstand, Freiheit und Freizügigkeit beschert hat. Einmalig vermutlich in der Geschichte der sog. zivilisierten Welt! Leider wissen wir diese so gar nicht selbstverständlichen Werte zunehmend weniger zu schätzen, weil sie uns heute so selbstverständlich sind wie das Tägliche Brot, die Berufs- oder Partnerwahl, den Schutz durch die Polizei und das Gesetz und damit die Möglichkeit, jemanden vor den Kadi zu bringen, der unsere Autotür mit seinem Einkaufswagen leicht beschädigt hat und ohne zu reagieren „Fahrerflucht“ begeht oder der seinen Apfelbaum im Garten partout nicht am unerlaubten Herüberragen auf unser Grundstück zu hindern gewillt ist …..Übrigens ist der „Kadi“ auch ein Begriff der ehemals arabischen Gesetzgebung, ein Schlichter, der Schlimmeres bei Streitigkeiten verhindern sollte, bevor Schwerter oder Dolche sprechen würden. Das alles wuchs aus bitterer Erfahrung von Unfreiheit und Unterdrückung, durch Krieg und der letztendlichen Einsicht, dass es doch besser ist Leben und Leben zu lassen, als sich der systematischen Zerstörung anderer zu verschreiben. Und es wuchs aus dem Austausch mit anderen Kulturen, Regionen, Ansichten und Erfahrungen, die zu uns kamen und bleiben. Kurz: Mein / Dein / Unser Europa wäre nicht das, was es heute ist, würde nicht bei so vielen Traditionen und Errungenschaften der Austausch mit anderen eine Optimierung im Laufe des Zeit erwirkt haben, auch und besonders der mit der islamischen Welt und ihren Menschen.
Die Muslime und ihre Länder waren über Jahrhunderte der Inbegriff der Toleranz, erblühender Wissenschaften und vom Humanismus geprägt gingen von ihren Reichen selbst in eroberte Regionen Bildung und Fortschrittlichkeit aus, prägten ihre Denker, Wissenschaftler, Ärtze, Gelehrten und Weisen den Fortschritt, selbst als wir im Vergleich zu ihnen stinkend und in Eisen gewandet vor rund 1000 Jahren zum blutigen „Dschihad“ der Kreuzzüge gegen sie aufriefen. Aber das Rad (der Geschichte) drehte sich weiter, auch wenn heute gottlob der Mensch, der so gerne des Menschen Feind ist, niemanden mehr aus selbiges flicht weil er anders denkt, glaubt oder lebt, jedenfalls bei uns! Dennoch hat die Gewalt wieder eine Tür auch in unsere Gesellschaft gefunden. Wir sind offener und freier als alle Generationen vor uns, vielleicht hier und da auch naiver und ignoranter gegenüber den existenziellen Problemen und Herausforderungen, die meiner Bewertung nach mehr als vielleicht 80% der Weltbevölkerung täglich erleben müssen, die aber in unserer Wohlstandsgesellschaft nur noch via TV und virtuell in den Nachrichten uns in wohlig warme Ställe bei wohlgefüllten Bäuchen projiziert werden. Irgendwie spüren wir aber zunehmend – und besonders die Generation meiner Eltern, die es auch anders kannten, dass das eine Unwucht im globalen Vergleich ist, vielleicht sogar ungerecht, wenn es aufgrund Ausbeutung anderer sich entwickeln konnte und vor allem fragil und höchst angreifbar von allen Seiten ist. Nicht nur Naturkatastrophen, selbst auch Stromausfälle oder Hacker-Angriffe können diese unsere heile und wohlstandsgenährte Welt innerhalb weniger Stunden oder gar entscheidender Momente grundlegend erschüttern. Die Zivilisation ist ein dünner Überzug, der jederzeit in einen Überlebenskampf übergehen könnte, wenn Umstände von außen es schaffen, die Rechtsstaatlichkeit und unsere Regelwerke des humanen Miteinanders nachhaltig zu zerstören. Experten sprechen von Stunden die es dauern würde, bis nach dem Kollaps ein Faustrecht des Stärkeren sich seinen Weg bahnen würde, wie seit Menschengedenkender Krieg ums eigene Überleben, Macht und Ressourcen den Homo Sapiens Sapiens gekennzeichnet hat. Umso wichtiger ist es jetzt, das so mühsam Errungene zu schützen, zu erhalten, weiterzugeben und auch andere, deren Startbedingungen schlechtere waren, davon zu überzeugen. Das geht meiner Meinung nach nur friedlich. Gewalt gebiert Gewalt. Rache, Vergeltung, Sippenhaft usw. sind todbringende Spiralen ins Verderben, die wir niemals selbst bei tragischer eigener Betroffenheit als echte Alternative wählen sollten.
Dennoch muss ich nicht alles gutheißen und schon gar nicht hinnehmen, was an Herausforderungen an eben diese modernen und offenen, dabei fragilen Gesellschaften durch Einfluss von außen und innen herangetragen wird. Wer aus einem anderen Land in unseren Ställen Schutz sucht, ist nur dann willkommen, wenn er oder sie sich an die Spielregeln hält! Wer unseren Rechtsstaat als schwach verhöhnt, den Weg zu uns sucht um unsere Sozialsysteme auszubeuten anstatt dankbar zu sein, wer schwer straffällig wird und Parallelgesellschaften aufbauen will, fliegt raus aus meinem Stall und soll sich seine Schlammkuhle dort suchen, wo er herkommt. Das muss unsere Gesetzgebung trotz bürokratischer Hürden einfach hergeben, sonst wird der Ruf schnell wieder laut nach Diktatoren, die zu gerne diese durch Humanismus geprägte Rechtsstaatlichkeit beerdigen möchten. Wir alle sind noch schockiert von dem Anschlag in unserer Bundeshauptstadt vor wenigen Tagen, begangen offenbar von einem bereits als kriminell bekannt und als fanatisch eingestuften Verbrecher. Das er nun durch die Kugel eines italienischen Polizisten, auf den er bei seiner Flucht schoss und ihn verletzte nun selbst getötet wurde, schafft mir keine Genugtuung, denn es wird Nachahmer nicht abhalten. Zwar bieten wir der Einschüchterung, der Angst und dem Terror am besten die Stirn, wenn wir schnell wieder zum Tagesgeschäft übergehen aber dennoch dürfen wir nicht den Kopf in die Schlammkuhle stecken und so tun, als ob das alles unvermeidlich wäre und ein Wolf eben regelmäßig Schafe einer Herde reißt und man eben nur Glück haben muss, nicht zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Ich jedenfalls bin aufmerksamer geworden, nicht nur wenn ich meine Keulen über öffentliche Plätze oder bei großen Veranstaltungen bewege. Ich beobachte auch die Leute meiner Umgebung näher. Kann man helfen, dass andere nicht z.B aus Perspektivlosigkeit kriminell werden? Kann man Integration ohne Dogma auch kritisch unterstützen? Wieviel „Fremde“ braucht ein Land oder besser: Wie viele kann es verkraften, ohne dass es einen Verteilungskampf innerhalb der Gesellschaft - und dort meistens unter den Schwächsten und Bedürftigen - auslöst? Welche politischen Konzepte Verhindern z.B Altersarmut und geben Würde und Auskommen, selbst wenn man nur in „einfachen“ Beschäftigungsverhältnissen seinem Rücken krummgeschuftet hat und wie will man erklären, dass unser Sozialsystem auch Zuwanderern mit vielköpfigen Familien Gleiches bietet, die aber noch niemals für diese Gesellschaft arbeiten mussten? Das sind Herausforderungen, die meiner Meinung nach vordringlich sind und bei klugen und gerechten Konzepten Vieles verhindern könnten, was eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft im Augenblick fast schmerzhaft spüren lässt.
Wo es mir gut geht, da bin ich zuhause. Das war schon immer so und sollte auch für das geeinte Europa gelten, aber auch die Römer, die diesen Ausspruch prägten, wussten ihre Grenzen zB mit dem Limes zu sichern. Grenzenlose Freiheit gibt es eben nicht, sie muss geschützt werden. Sicher nicht mit Schießbefehlen aber eben mit klaren Spielregeln und einem notwendigen Durchsetzungsvermögen, Verstöße auch nachhaltig zu ahnden und nur dem Zugang zu gewähren, der diese Werte zu würdigen weiß, von mir aus kann er dabei seinen Turban auf dem Kopf oder seine Hijab vor dem Gesicht tragen. So ähnlich ist das auch bei uns im Stall zum Weihnachtsfest. Die mittlerweile erwachsenen Ferkel werden von ihren Partnerinnen und Partnern begleitet. Da gilt natüüüürlich, dass Eber Eberhard sagt wo es langgeht…….naja jedenfalls versuche ich wenigstes die Lufthoheit über die Fernbedienung zu behalten wenn wir vielleicht später am Heiligen Abend nochmals durch die Nachrichtensender zappen in der Hoffnung, dass das christliche Fest der Liebe ein bisschen auch auf den Rest der Welt abfärben möge… Frohe WeihnachtenIhr / Euer EvP
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