Hochverehrte Leserin, hochverehrter Leser,
bitte sehen Sie mir nach, dass einer wie ich, der von der links-grün-woken Szene in unserer Gesellschaft gerne als „alter weißer Eber“ abfällig titulierter Zeitgenosse gestempelt wird, mich auf die beiden obigen Anredeformen beschränke.
Für meine Rasse (..huups, was für ein schlimmes Wort..) oder besser meine Artgenossen genügen diese beiden allenthalben. Bei anderen Teilen der menschlichen Gesellschaft, also unseres globalen Mitbewerbers Homo Sapiens, scheint es dabei nach oben keine Grenzen zu geben, obwohl ich – rein biologisch – auch bei diesen nicht mehr als die beiden genannten Formate wähne.
Natürlich fühle ich mich gerne auch als Eber einfach sauwohl und meine holde Sau, mit der ich Stroh und Flatscreen teile, sieht leidenschaftlich gerne unter der Ferkelwärmelampe werbepausendurchdüngte Sendungen mit einem gewissen Otto Glööögler oder einem Olivia Jones, bei denen wohl eine entsprechende Zuordnung nicht so einfach bipolar erfolgen kann…
Aber ich schweife ab. Wollte ich doch eigentlich einmal mehr mit Ihnen über unsere Mit-Teutonen Made in Germany schwadronieren.
„Tschörmen Angst“ ist ja mittlerweile ein international etablierter Begriff für typisch deutsches Fluchtverhalten vor fast allem geworden. Wir fliehen vor Gefahren, vor Verantwortungen, vor eindeutigen Positionierungen gegenüber Schurkenstaaten und Autokraten, vor jedweden Konsequenzen und Entscheidungen, die uns nur - bitteschön - nicht auf die Füße fallen sollen.
Vor allem aber fliehen wir gerne vor der Wahrheit. Zugegeben, sie ist häufig nicht einfach zu erkennen, wird von allen an der Macht beteiligten gerne manipuliert und ist in fast jedem Falle unbequem, wenn der Erkenntnis die Notwendigkeit des Handels folgen müsste. Wir erkennen sie häufig erst dann, wenn wir erst selbst so richtig tief in der Gülle sitzen und wobei uns auch unser bisher schier unerschöpfliches Gutmenschen-Scheckbuch, offen für alle Probleme dieser Welt, nicht mehr ´raushelfen kann.
In letzter Konsequenz wäre das für mich, wenn zB Panzer über unsere Grenzen und durch unsere Häuser rollen, Drohnen und Raketen mit zynischer Wahllosigkeit uns töten werden und immer noch viele in unserer Gesellschaft wirklich nicht verstehen können, warum man das mit Protestnoten, Demos gegen Rechts oder Israel, Lichterketten, Mahnwachen und Regenbogenfähnchen nicht stoppen kann.
Ja, ja, …ich höre schon die medialen Spötter… alte weiße Eber rüsten bereits wieder auf, ….dabei will ich in der Gesellschaft, meiner Gesellschaft, nur das bitter notwendige Fünkchen Einsicht pflanzen, dass Frieden in Freiheit und Wohlstand alles andere als selbstverständlich ist, schon gar nicht in diesem Jahrhundert, in dem nationalstaatliche Autokratie und globale Rücksichtslosigkeit des Rechtes des Stärkeren, gepaart mit Neo-Imperialismus, wieder groß im Kommen ist.
Man wird es schon verteidigen müssen, unser Land, um uns, unsere Lieben und Werte zu verteidigen und sich entschlossen gegen diejenigen zur Wehr zu setzen, für die Gewalt und Krieg, Zerstörung, Tod und Schlimmeres legitime Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen sind.
Tja, spätestens dann wird auch mancher Bürokratiemoloch (einer dann kaum überlebensfähigen EU), konfrontiert mit eiskalten und fernab jedweder Demokratie handelnder Gegenspieler, nicht überleben. Kein Schengen, kein Dublin und keine Bananenverordnung und vielleicht auch nicht einmal diejenigen, diese Dinge jeden Tag so umsichtig und wohlbestallt in Brüssel als Monstranzen vor sich hertragen, werden das überstehen.
Ich persönlich glaube, das kann mit hoher Wahrscheinlichkeit passieren, muss es vielleicht nicht, aber jedenfalls ist es längst nicht mehr auszuschließen.
Spätestens dann muss jedes Land im Bündnis, aber auch für sich selbst, eine adäquate Verteidigungsfähigkeit haben oder man geht unter.
Zu hoffen, dass wegen uns hier in Europa die Vereinigten Schwarten von Amerika riskieren, einen Krieg in ihr eigenes Gloryland, in ihre Midwest-Farmen und Surfstrände zu holen, ist selbst den naivsten Ferkeln in unseren Ställen und Gemeinschaftsschulen nicht mehr vermittelbar.
Oh weia, jetzt habe ich mich ja wirklich als jenseits des Mainstreams geoutet!
Aber ich tue es bewusst, ohne Selbstbetrug oder Wunschdenken und mit einem sicheren Gespür für Realitäten in einer Welt, auf der ich mittlerweile mehr als sechs Jahrzehnte aufmerksam und mit Verantwortungen betraut wandele und wirke.
Nein, ich glaubte nicht wie viele junge und reifere Altkommunisten hier in Tschörmenie behaupten, dass man mit Diplomatie einen zu allem entschlossenen, menschenverachteten Aggressor stoppen kann. Solche Tyrannen verstehen nur die Sprache der Stärke und die der Gewalt: - greifst Du uns an, dann pulverisieren wir auch Dein Land völlig automatisch und in Sekundenschnelle, also überleg´ Dir das gut! – Diese Doktrin der Stärke, so zynisch sie auch sein mag, hat jedenfalls uns in der Nachkriegszeit geborenen Babyboomern mittlerweile fast mehr als ein langes Menschenleben Frieden, Freiheit und Sicherheit beschert.
Der Krieg ist entsetzliches Leid, aber ihn einfach mit dem Kopf im Sand zu ignorieren, wird nicht genügen um zu überleben, sollten wir in den unheilvollen Suchscheinwerfer einer autoritären Großmacht geraten.
Er brachte oft fraglichen Fortschritt, der Krieg, aber zu welchem Preis!
Während vor mehr als hundert Jahren unser Vorfahre Manfred von Schlachthofen, der rote Eber der Lüfte, noch in Klapperkisten über dem Niemandsland zwischen den Gräben kreiste, so kannte man keine 4 Jahrzehnte - und einen weiteren Weltkrieg mit 20 Millionen Opfern! - später schon die Schrecken des nuklearen Overkills und damit die Möglichkeit, uns und unsere Zivilisation für Jahrhunderttausende oder gar für immer vom Antlitz dieser Welt zu tilgen.
Aber es gab auch immer kluge Mahner und umsichtige Menschen / Schweine aus unseren Reihen: - Pigbert Einstein, Albert Schweinzer, Mahatpig Ghandi, Navalny um nur ein paar wenige auszuzählen, die sich und ihre Stimme erhoben um gegen den Wahnsinn, der sich nicht durch Angst stoppen lässt, sondern nur mit Entschlossenheit zu begegnen ist, anzukämpfen. Dazu kamen und kommen die vielen Anonymen in allen Staaten, die sich mutig gegen Unterdrückung und Terror in ihrem Land stemmen, mit Angst aber dennoch mit Mut auf die Straße gehen und für mich eine Flamme der Hoffnung darstellen.
Ja, da schließt sich der Kreis: - Kämpfen wollen! – für das, was eine gerechte Sache ist, und das ist schon klar zu definieren für uns Demokratiezöglinge der Nachkriegszeit in Wohlstandseuropa. Wir werden es wissen, wenn wir es verloren haben sollten….
Auch mit dem Schwert muss man kämpfen, aber auch mit der Stimme oder der Feder, mit gutem Beispiel vorangehen und aufrecht bleiben, auch wenn man voller Angst ist und wenn das oft genug zu dem höchsten Opfer führte und führt, das Menschen und Schweine zu geben im Stande sind.
Das vermisse ich diesem Land der IPhones, der Traumschiffe der Adipositas und der Mallorca-Rentner!
Gebückt und ohne Haltung zu bleiben, sich Dinge schön zu reden, den Blick vor der Realität zu schließen und zu hoffen, dass das ja gerne die ganze Welt, aber - bitteschön – nicht einen selber treffen möge, auch das ist mittlerweile eine typische Tugend Made in Tschörmenie!
Es fehlt uns an Köpfen in Verantwortung, die das zu ändern befähigt oder gewillt sind, die es als ein Risiko erkennen und es offen auszusprechen wagen, ohne dem Tschörmen-Angst Impuls mit Flucht und Scheckbuch zu folgen oder einfach nur ihre Klientel bedienen wollen.
Ich hoffe für uns alle, dass es zwingend in naher Zukunft die „Richtigen“ sein werden, die uns helfen, wieder die Realität um uns wahrzunehmen ohne uns zu verführen oder uns in Abgründe staatlichen Terrors und verheerender Konflikte zu stürzen. Es ist uns in unserer Geschichte niemals gut bekommen verführt zu werden.
Ich sitze hier wohligen Stall und trinke einen guten Chateau-Neuf-du-Pig und proste mit mir selbst - nicht ganz unbesorgt, aber voller Hoffnung - auf das Wohl unserer Kinder und Ferkel.
Mögen Sie die gleichen Chancen und die Gnade der Geburt in einem Land voll Frieden, Freiheit, Wohlstand und Sicherheit auch weiterhin genießen dürfen, wie es unserer Generation ohne unser Zutun geschenkt wurde.
Ihr / Euer
Eberhard von Porcus
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