Freitag, 13. Januar 2012

Alle Jahre wieder...



...schon seit ein paar Wochen haben Lebkuchen, Baumbehang und Glühwein die Lufthoheit über Supermarktregale erobert…jetzt geht es unaufhaltsam in die „gemütliche und beschauliche Jahreszeit“ über, so sagt man. Im alpenländischen Bereich nennt man es die „staade ( = stille) Zeit“ was auf winterliche Ruhe und Abkehr noch von herbstlichen Ernteaktivitäten dazumal zeugt. Dankbar war man, endlich Ruhe zu haben und sich um sich und die Familie kümmern zu können, ohne an Hunger und Not und Arbeit denken zu müssen…war man ja in der Regel in den Bergen eh eingeschneit. Ich habe auch vor, es mir und den meinen im Stall gemütlich zu machen. Küche und (Wein) Keller sind voll, die Ferkel freuen sich auf den ersten Schnee und rosa Nasen haben sie auch ohne frostige Tage sowieso das ganze Jahr. Irgendwie ist die winterliche Zeit des anstehenden Jahreswechsels auch immer für mich eine Zeit, an Familie und den inneren Zusammenhalt der selbigen zu denken. Zu oft kommt das im Jahr zu kurz…Termine jagen sich gegenseitig im Schweinsgalopp, das Funktionieren aller im Stall wird vorausgesetzt, hier und da mal schnell ein Lob an die Ferkel für eine gute Schulnote oder ein Tadel, wenn man aus der Disco zu spät ins Stroh gekommen oder heimlich noch in der Glotze „Pig Brother“ oder „Schweinfurt sucht die Supersau“ bis ultimo geschaut hat. Ab und zu ein schnelles Wort der Anerkennung für die haussaulichen Fähigkeiten der besseren (Schweine-)Hälfte und ihr stillschweigend vorausgesetztes Vermögen, den Stall wie ein funktionierendes Unternehmen klaglos am Laufen zu halten.
Nein, geneigter Leser und verehrte Leserin, das ist nicht genug. Familie ist ein lebendiges Wesen, dass - ähnlich wie der Basilikum auf meiner Küchenfensterbank - Pflege und Liebe und manchmal auch Anerkennung braucht. Ich habe mir vorgenommen, zu diesem Weihnachten alle Familienmitglieder um uns herum im Stall zu versammeln. Zu viele davon haben sich in ihrem jeweiligen Leben (alleine) eingerichtet und meinen, den familiären Zusammenhalt gar nicht zu vermissen. 
So freue ich mich auf den Besuch meines Vetters Serrano di Prosciutto, der sonst in seinen urbanen Jagdrevieren keinen Schinken unbeobachtet an sich und seinem mediterran-heißblütigen Blick vorflanieren lassen kann und auch auf die stets promiskure Cousine Paris Pigton aus Poekeltown, USA, die sonst ihre Weihnachtsfeste mit strammen Ebern mit 3-Tage-Borsten und Sixpack in den Schwarten in sündigen Nobelkoben in der Nähe der Pigalle oder auf Kreuzfahrtställen zu verbringen bevorzugt.Alle wollen sie kommen, sogar Vetter Plagiatus von Schummel zu Spick, der die juristische Fakultät der Universität in Bayreuth anführt und der berühmte Gourmetkoch Cochon de Grass, der als Trüffelschwein in Frankreich Karriere gemacht hat. Bunt wird´s und schön wird´s im Stall dieses Jahr. Wie ich das geschafft habe, die alle unter einen Hut zu bekommen mögen Sie fragen? …War gar nicht so schwer. Der Schlüssel war der Stall. Die Christenheit hat in einem Stall zu Bethlehem begonnen. Dort wurde der Erlöser geboren. Auch heute – 2000 Jahre später - ist eine zugige und schlechte Behausung, vielleicht in einem Camp voller Bürgerkriegsflüchtlinge irgendwo auf dieser Welt, leider immer noch die erste Lebenserfahrung vieler Neugeborener. Auch an sie wollen wir denken, wenn wir uns unter der Wärmelampe im Stall zusammenfinden werden und dankbar und bescheiden sein, dass es uns auch ohne unser Zutun so viel besser geht. Auch wenn wir Schweine selten einen Platz als holzgeschnitzte Komparsen in den Krippen finden und vor Eseln, Lämmern oder bestenfalls noch Kühen zurückstehen müssen, so waren wir doch immer dabei, so oder so. Das ist ein gutes Gefühl, dass man nicht nur zur Weihnachtszeit alle Jahre wieder haben sollte….Euer Eberhard von Porcus
...ursprünglich gepostet im Dezember 2011 auf needfulfriends/blogspot...


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