Wenn man zum alteingesessenen Blaublut gehört, dann hat man nicht uninteressiert daran zu sein, was die Streitkräfte der (preußischen)Heimat tun oder lassen und wie man mit ihnen umgeht. Früher wurden wir von Porcus – wie alle Adligen, die sich dem konventionellen Broterwerb zu entziehen suchten – Offiziere in Königs und Kaisers oder zumindest Vaterlands Diensten, die weniger maskulinen Eber wurden gerne auch Kleriker und die Erstgeworfenen erbten den Stall. Punktum...schön und einfach war´s früher. Aber eine Affinität zum Militär hat man eben immer, wenn man sich in Deutschen Landen zur gehobenen Bourgeoisie bekannte und bekennt. Reserveoffizierschwein ist da das Mindeste, was man als Mitbewerberkiller für Pöstchen im Öffentlichen Dienst oder Auswärtigem Amt mit Blauem Blut im Kotelett einzubringen hat. Selbst unsere englische Nebenlinie derer von Pig and Porcus of Pigton upon Avon hat eine Menge Heldenschweine im King´s Own Wild Boar Regiment hervorgebracht.
Im Ersten Weltkrieg nannte man die besonders erfolgreichen Infanteristen „Grabenschweine“, auch wenn man sie alle zusammen, Freund oder Feind, damals eher als äußerst arme Schweine bezeichnen sollte, erfüllt mich Tapferkeit und der Wille für Dinge entschlossen zu kämpfen, mit Respekt. Kurz: Auch heute kann man nicht so einfach an den deutschen Streitkräften „herumdoktern“, ohne dass es von aufgeklärten Staatsbürgern mit oder ohne Rüssel und Borsten wahrgenommen und kommentiert wird. Seitdem es keine große Gefahr eines Thermonuklearen Konflikts zwischen Ost und West mehr gibt, wurde die Bundeswehr immer wieder transformiert, reformiert und reduziert. Von der Armee der Einheit bis zum Hindukusch ging es fast im Schweinsgalopp zu immer neuen Strukturen und Aufträgen und Fähigkeitsprofilen wie es im Fachjargon heißt. Wenigstens blieb den verunsicherten Soldatinnen und Soldaten immer ihr uraltes und oft nutzungsverlängertes Gerät und Ausrüstung erhalten. Herrlich nostalgisch aus einem Hubschrauber mit einem 20 Jahre alten Fallschirm zu springen, der schon den Wehrpflichtigen Großvater in einer Luftlandeeinheit mit dem gleichen Modell Schirm auf dem Rücken abgesetzt hat…Das Essgeschirr hat sich seit den „Grabenschweinen“ von Verdun auch nicht verändert. Scheint eben zeitlos gut zu sein. Na ja, jetzt entsteht „eine neue Lage“ durch umfangreiche Standortschließungen.
Der Resetknopf wurde gedrückt, um deutsche Streitkräfte (besser?) für ihre heutigen, zeitgemäßen Aufträge zu streamlinen. Weniger, besser, leichter ( sollte auch für den einzelnen Soldaten gelten) effizienter, interkulturell kompetent und vor allem billiger, dabei abgrundtief demokratisch verwurzelt, die Innere Führung schon mit der Muttermilch im Portepée und für die Masse mit einer Besoldungsgruppe als Endstufe, für die ein Polizist nicht ´mal in der Ausbildungsphase morgens aufstehen würde. Klaglos dabei und stets versetzbar soll er / sie sein, flexibel, dankbar schon für Kleinigkeiten und – bitteschön – nicht zu kritisch in der medialen Artikulation von eigenen Interessen. Eben Gehorchen statt Fragen, Hinnehmen statt Herziehen, Robust statt Rotunde. Was soll denn da das Gemeckere der betroffenen Großverdiener im Mittleren Dienst, wenn man die Standorte schließt, jedenfalls die, die keine politische Lobby bei der augenblicklichen Bundesregierung geltend machen können? Abstellen, bitte und zurück ins Glied! Der Osten und seine arbeitsmarktliche Depression wird schon genügend Bewerber auch ohne das lästige Gezerre um die Wehrpflicht bringen. Den nicht mehr in die Einsätze zu schickenden Älteren bietet man zunächst mit vermeintlichem Zuckerbrot vorzeitige Zurruhesetzung an (…aber bitte nicht zu attraktiv, sonst gehen auch die Guten!), Karriere und Aufstieg ist ja doch nicht mehr, man muss schließlich alle die unterbringen, die schon weiter oben sind und ihre Tageszeitung lieber umsonst im Casino lesen als sie sich als Früh-Pensionär selbst am Kiosk kaufen zu müssen. Was soll man auch im heimischen Stall, wenn die Fr(S)au ja ohnehin noch berufstätig sein muss, um die Ferkel studieren zu lassen. Aber die Bundeswehrstrukturreform an sich ist schon ein großer Wurf, oder? Zu Guttenberg hat ihn weiland nicht durchsetzen können (oder wollen) aber Kanzlerins Musterschüler kann das schon.
Ich werde mir das von meinem gemütlichen Stall aus weiter anschauen. Schließlich haben wir von Porcus immer gut und gerne gedient. Ob und mit wie viel Soldaten wir am Hindukusch bleiben oder ob wir in Libyen kusch(t)en, ich werde es kritisch beäugen. Schließlich war ich ja auch einmal Staatsbürger(schwein) in Uniform, Jawoll...Euer Eberhard von Porcus
...ursprünglich gepostet am 27. Oktober 2011 auf needfulfriends/blogspot...
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