Freitag, 13. Januar 2012

...von Schulen, Lehrkörpern und ihren Opfern...



...also, ich weiß ja nicht, wie viele Ferkel der geneigte Leser und selbige Leserin schon großgezogen hat und ob sie auch alle den elterlichen Stall nach erfolgreichen Reifeprüfungen für ein Studium in zum Beispiel Schweinfurt oder Rüsselsheim verlassen haben, aber man wächst ja bekanntlich mit den Aufgaben und als Eltern wächst man mit den Schulerfahrungen der Kleinen quasi mit.

Sind Ihre Eltern dazumal - als Sie Pennäler waren - auch ständig in die Schule gebeten worden? Haben Sie Bittbriefe zu Veranstaltungen bekommen oder hat man Ihnen auch in einem schonungslosen Psychogramm die erzieherischen Defizite der Kinderstube coram publico offeriert? Nein?, na, dann sind Sie offensichtlich nicht auf der pädagogischen Zielgerade moderner Schulphilosophie. Verblüfft lese ich zum Beispiel die Einladung zu einem Sportfest der Schule meines Jüngsten, indem die Knirpse zu „Sponsorrunden“ auf der 400m-Laufbahn aufgefordert werden, die dann durch Eltern und andere solvente Interessenverbände finanziert würden, um neue Musikinstrumente für das Schulorchester zu kaufen.Was wäre denn, wenn man den Garten des Kanzleramts in Berlin umgraben dürfte, um vom Erlös der wohlfeilen Spatenstiche eine neue Flotte Dienstwagen für die Abgeordneten zu finanzieren? Guter Plan denken Sie? Merkantilismus als eine zu vermittelnde, Lebenstauglichkeit fördernde Grundkompetenz? Ich bin skeptisch....

So bekomme ich kürzlich einen netten Brief der Schulleitung mit besten Wünschen für ein gutes Neues Jahr. Nur, dass diese Freundlichkeiten am Ende einer langen Liste von Wünschen stand, mit deren Verwirklichung durch die spendierfreudigen Eltern man eine Samstagsveranstaltung zur Darstellung der Schule für kommende Schülergenerationen plane. Natürlich muss das wochenendliche Engagement der Lehrkörper zeitlich vergolten werden, so dass der darauffolgende Montag für die Ferkel schulfrei sei. Ist ja auch ein echtes Geschenk für berufstätige Eltern, die davon freudig überrascht werden.Dafür wird ja wenigstens an der Gesamtschulzeit gespart. G8 nennt man es, wenn man die zukünftigen Leistungsträger als intellektuelle Frühchen aus dem Brutkasten entlässt.Klar, man muss mit der Zeit gehen. Nur noch Hausaufgaben, danach draußen Spielen bis Sonnenuntergang, schnell in die Wanne und danach Daktari oder die Hitparade mit DieterThomas Speck bevor man im Stall verschwand sind längst passé.

Aber wir sind doch auch anständige Schweine und – pardon! – Menschen geworden? Eben Leistungsträger der Leistungsgesellschaft und nicht Aussteiger. Die gab es aber auch schon immer. Ich erinnere mich an diejenigen meines Abiturjahrgangs, die alle mit diesen bourgeoisen Leistungsdrücken nichts zu tun haben wollten, ja, die sind dann eben lieber Lehrer geworden...Euer
Eberhard von Porcus

...ursprünglich gepostet am 14. Januar 2011 auf needfulfriends/blogspot...

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